Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Lange Löffel, coole Beine: So meistern Wildtiere die Affenhitze

Schlammbad­en kühlt nicht nur den Körper, es dient auch der Mückenabwe­hr – Hasen brauchen rund einen viertel Liter

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KREIS LINDAU (sz) - Dieser Tage ist nicht nur den Zweibeiner­n heiß. Ihr Vorteil aber ist: Sie können schwitzen. Das können viele Tiere nicht, wie Volker Herforth, Presserefe­rent der BJV-Kreisgrupp­e Lindau in einer Mitteilung erklärt. Denn die wenigsten von ihnen besitzen überhaupt Schweißdrü­sen. Doch auch in Feld und Wald ist es tierisch heiß.

Seen und Gewässer dienen auch den Wildtieren als Badeplatz. Hirsche etwa stellen sich gerne in den fließenden Bergbach, um sich abzukühlen. Oder sie genehmigen sich eine Schlammpac­kung in einer großen matschigen Pfütze. Auch Wildschwei­ne stehen auf Suhlen. Der nasse Schlamm bleibt so an den Borsten hängen und kühlt die Haut. Der positive Nebeneffek­t: Die dicke Schlammkru­ste ist gleichzeit­ig Mückenschu­tz.

Füchse, Wölfe aber auch Hunde geben die überschüss­ige Körperwärm­e ab, indem sie sehr schnell ausund einatmen und die Zunge aus dem Maul hängen lassen. Die schnelle Atmung dient sozusagen als Ventilator. Es entsteht ein Luftzug, der die Feuchtigke­it auf der Zunge und an den Schleimhäu­ten schneller verdunsten lässt und damit kühlt. Auch viele Vögel verschaffe­n sich so mehr Kühle, man kann sie derzeit oft mit geöffnetem Schnabel beobachten.

Feldhasen pumpen an heißen Tagen mehr Blut in ihre langen Löffel. Ihre Ohren sind nur wenig behaart. So können sie über die dünne Haut an den Löffeln überschüss­ige Wärme besser an die Umgebung ableiten.

Vögel leiten die Körperwärm­e über die Stellen ab, an denen sie keine Federn haben. Mit einem Luftzug um die Beine oder mit einem kalten Fußbad im Wasser kühlen sie ihre Körpertemp­eratur herunter.

Wenn es so heiß ist wie jetzt, dann ist nicht viel los in Feld und Wald. Die Tiere suchen ein schattiges Plätzchen im Dickicht und halten Siesta. Fuchs, Dachs und Kaninchen beispielsw­eise dösen in ihrem unterirdis­chen Bau.

Auch bei Tieren hängt der Bedarf an Flüssigkei­t von der Umgebungst­emperatur, von der Zusammense­tzung der Nahrung und von der Aktivität ab. Grundsätzl­ich geht man davon aus, dass das Wild pro Tag 50 bis 60 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewi­cht braucht. Jungtiere müssen mehr trinken als Erwachsene. Das heißt, ein ausgewachs­ener Feldhase braucht im Sommer rund einen viertel Liter Wasser pro Tag. Den Großteil des Bedarfs deckt er über Grünfutter.

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FOTO: UWE CASPAR PESCHKA Vorbildlic­h und tierfreund­lich: SZ-Leser Uwe Caspar Peschka stellt den Tieren im heimischen Garten an diesen heißen Tagen Wasser bereit. Dieser Igel lässt sich nicht lange bitten.

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