Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Von dreckigen Nestern und sauberen Ufern
Ehrenamtliche sammeln säckeweise Müll am Häfler Ufer – Die Aktion soll ab jetzt einmal im Monat stattfinden
FRIEDRICHSHAFEN - Es ist ein warmer Sommermorgen an dem Jutta Otte und ihre Helfer am See unterwegs sind. Aber anstatt baden zu gehen, machen sie sich auf, um den Müll in Friedrichshafen zu beseitigen. Neben Plastiktüten und Glasscherben finden sie dabei auch einige Kuriositäten.
Durch einen Bericht der SZ hat die Gruppe zusammengefunden. Bei dem Treffen für den Artikel zeigte Otte die Stellen, die sie gerne vom Müll gesäubert hätte: Die Strecke geht vom Graf-Zeppelin-Haus bis zur östlichen Uferpromenade. Nachdem der Bericht erschienen ist, haben sich einige Leser gemeldet, die ihr helfen wollten. „Ich spaziere oft am Ufer mit meiner Frau und mir ist der Müll immer aufgefallen“, sagt Erwin Dennenmoser, einer von ihnen. Mit ihm und sechs weiteren Lesern hat sich Otte am Donnerstag getroffen und das Ufer vom Müll befreit.
Es sind die vielen Zigarettenstummel, die die Menschen achtlos iwegwerfen, die Jutta Otte kurz wütend werden lassen. „Um die Dinger aufzusammeln müssen wir uns bücken. Dabei wäre es doch so einfach für die Stadt, neben den Mülleimern extra Aschenbecher aufzustellen, das geht doch am Bahnhof auch“, sagt sie. Einer der Helfer klettert hinter einen Busch. Er hat eine Bierflasche gesehen, die er dort nicht liegen lassen möchte. Oft seien es Jugendliche, die dort Partys machen und den Müll zurücklassen, das haben Anwohner Otte erzählt. „Vielleicht würde es ja schon helfen, wenn man Plakate aufhängt, die die Leute daran erinnern, ihren Müll mitzunehmen“, sagt sie.
Wichtig beim Sammeln sind Handschuhe. Teilweise befinden sich hinter den Büschen, im Schutz der Blätter, Wildtoiletten mit menschlichen Fäkalien. Inge Olsen, ebenfalls Helferin, trägt einige Meter weiter einen weggeworfenen Klappstuhl zu einem Sammelplatz. „Es kotzt mich an, dass einige nicht dazulernen, ihren Müll mitzunehmen. Es muss auf jeden Fall etwas getan werden“, sagt sie.
Beim gemeinsamen Abladen des Mülls erzählen die restlichen Sammler von ihren Erlebnissen. „Vor dem Graf-Zeppelin-Haus war alles voll mit Glasscherben und Zigarettenstummeln. Es waren ein paar Schulklassen vor Ort, die haben uns dann netterweise geholfen“, sagt einer. Auch wenn die Stadt nach dem Seehasenfest viel aufgeräumt habe, die Helfer finden den Müll oft an den versteckten Stellen in Gebüschen oder am Ufer. Ein Helfer habe an der Freitreppe im Wasser Flaschen und Glasscherben aufgesammelt. Eine andere Sammlerin habe in den Nestern der Schwäne Plastiktüten und sogar Windeln und einen BH gefunden. Die Ruderer, die in der Nähe waren, hätten nur zynisch gegrinst, als sie den Müll aufgesammelt hat. Dass alle Helfer das Thema Müll umtreibt, zeigt sich in ihren intensiven Diskussionen während des Sammelns. Es tauchen Fragen auf: Ist es wirklich nötig, dass alles im Supermarkt in Plastik verpackt sein muss? Muss man jede Gurke einzeln in Plastik einschweißen? Bei den Antworten sind sich die Sammler einig: Das muss nicht sein. Es spielt keine Rolle, wie schlimm die Situation vor Ort oder wie anstrengend es für die Gruppe ist, Jutta Otte ist motiviert. „Wir machen das gerne“, betont sie während des Sammelns.