Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Von der Geisterstadt zum Ganoventreff
Es sollte so eine romantische Roadmovie-Reise durch die USA werden. Aber schon der Anfang ging schief. Weil die LufthansaComputer abgestürzt waren, verpassten wir unsere Frankfurter Maschine und standen einen Tag lang Schlange, um nach verzweifeltem Gezeter über München nach Washington zu fliegen.
Mitten in der Nacht kamen wir an, natürlich ohne Koffer, verfuhren uns mit dem Mietwagen in der Dunkelheit und saßen schließlich in chemisch riechenden Spaß-TShirts der Fluglinie völlig erschöpft in der Bar eines Grandhotels. Erst drei Tage später, kurz vor der Weiterfahrt, kam das Gepäck mit unserer zerdrückten Abendgarderobe. Die brauchten wir nicht auf dem Weg durch öde Landschaften nach New Bern, was uns ein Reisebüro besonders empfohlen hatte. Das neue Bern war sicher mal very nice, jetzt war’s eine verlassene Geisterstadt, die Häuser nach dem Bankencrash „for sale“. Eine einzige Burgerbude haben wir noch gefunden, nachdem wir vom GPS zu einer nicht mehr existierenden Brücke geleitet wurden und beinahe im See gelandet wären.
Unser Roadmovie führte uns noch durch manche ruinierte Gegend bis nach Savannah in Georgia, wo sich das Motel dann als Bordell und Ganoventreff entpuppte. Nach einer unruhigen Nacht flüchteten wir nach Atlanta, keine spektakuläre, aber immerhin intakte amerikanische Großstadt, aßen in einem seriösen Hotelturm einen Cheesecake und fanden das überstandene Abenteuer wunderbar.