Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Messerattacke in Lübecker Linienbus
Zehn Verletzte bei Messerangriff – Keine Hinweise auf terroristischen Hintergrund
LÜBECK (dpa) - In einem vollbesetzten Lübecker Linienbus hat ein 34jähriger Mann am Freitag aus ungeklärter Ursache Fahrgäste mit einem Messer attackiert und zehn Menschen verletzt, drei davon schwer. Der Angreifer wurde überwältigt und festgenommen. Es handele sich um einen deutschen Staatsangehörigen, der aber in Iran geboren sei, sagte Lübecks Oberstaatsanwältin Ulla Hingst.
LÜBECK (dpa) - Großeinsatz der Polizei in Lübeck nach einer rätselhaften Tat: In einem Linienbus greift ein 34-jähriger Mann unvermittelt Fahrgäste mit einem Messer an, doch beherzte Fahrgäste überwältigen den Täter. Mehrere Menschen werden verletzt, der Täter gestellt. Die Motive des Mannes sind noch unklar. Hinweise auf radikale Tendenzen fehlen bislang.
Voll besetzt ist der weiße Linienbus auf dem Weg von Lübeck ins Ostseebad Travemünde unterwegs. Viele Menschen sind am frühen Freitagnachmittag auf dem Weg ins Wochenende. Einige Fahrgäste wollen möglicherweise zur Travemünder Woche, die am Abend eröffnet werden soll. Doch plötzlich spielen sich im Bus der Linie 30 auf der Travemünder Landstraße im Stadtteil Kücknitz dramatische Szenen ab.
Kurz vor der Haltestelle Bahnhof Kücknitz sticht einer der Fahrgäste mit einem Messer auf andere Fahrgäste ein. Um 13.47 Uhr wird die Polizei alarmiert. Der Fahrer reagiert geistesgegenwärtig: Er stoppt den Bus und öffnet die Türen, damit die Menschen fliehen können. Dann können andere Mitfahrer den Angreifer überwältigen. Beamte nehmen den mutmaßlichen Täter kurze Zeit später fest, sperren die Umgebung der Bushaltestelle weiträumig ab. Am Abend spricht die Polizei von zehn Verletzten.
Mutmaßlicher Täter schweigt
Eine Aussage zu den erhobenen Vorwürfen verweigert der Tatverdächtige, sagte Ulla Hingst, Sprecherin der Lübecker Staatsanwaltschaft später. Er soll voraussichtlich am Samstagvormittag einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft will einen Haftbefehl wegen versuchter vorsätzlicher Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung und Körperverletzung gegen den 34-Jährigen erwirken.
Die Hintergründe der Tat, ihr genauer Ablauf und die Motive des Tatverdächtigen waren am Freitagabend noch unklar. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 34 Jahre alten deutschen Staatsangehörigen, der aber in Iran geboren wurde. Hingst zufolge lebt der Mann in Lübeck. Weitere Angaben zu seinem Werdegang machte die Sprecherin zunächst nicht. Es gebe auch keine Hinweise auf eine Radikalisierung des Mannes. Sie fügte jedoch hinzu, dass „nichts auszuschließen“sei.
Die Umgebung der betroffenen Bushaltestelle im Stadtteil Kücknitz war nach der Tat weiträumig abgesperrt. Experten des Kampfmittelräumdienstes rückten an, weil der 34Jährige einen qualmenden Rucksack zurückgelassen hatte. Erste Untersuchungen ergaben, dass sich Brandbeschleuniger darin befanden, sagte Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU). Es habe keine Hinweise auf einen Sprengsatz gegeben. Damit könne ein terroristischer Anschlag mit Sprengstoff ausgeschlossen werden.
Die „Lübecker Nachrichten“zitieren eine Augenzeugin des Geschehens: „Eines der Opfer hatte gerade seinen Platz einer älteren Frau angeboten, da stach der Täter ihn in die Brust. Es war ein Gemetzel.“Ein Anwohner schildert das Geschehen so: „Die Passagiere sprangen aus dem Bus und schrien. Es war furchtbar.“