Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Investitionen folgen klarer Strategie
BERLIN - Klaus Ernst (Die Linke; Foto: lieg), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Deutschen Bundestages äußert im Gespräch mit Andreas Herholz seine Bedenken zu einer weiteren möglichen Übernahme einer deutschen Unternehmens durch einen chinesischen Investor.
Drohen chinesische Konzerne systematisch deutsche Firmen, Marken und Technologien zu übernehmen?
Die chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland folgen einer klaren Strategie der Regierung in Peking. Die Chinesen investieren gezielt in Bereiche, in denen sie strategische Interessen durchsetzen wollen. Dabei spielt in Deutschland der Know-How-Transfer in den Bereichen eine wichtige Rolle, wo China einen Schwerpunkt für seine künftige Entwicklung legt.
Wie können sich Deutschland und andere europäische Staaten dagegen wappnen?
Der Bestand chinesischer Direktinvestitionen in Deutschland ist viel geringer als andersrum, jedoch haben die jährlichen Investitionssummen erheblich zugenommen. Deutschland und Europa brauchen ebenfalls eine wirtschaftspolitische Strategie und müssen definieren, was zu deren Durchsetzung notwendig ist. Dazu kann auch gehören, Regeln zu schaffen oder zu verschärfen, um ausländische Investitionen – nicht nur der Chinesen – aus sicherheitspolitischen oder strategischen Gesichtspunkten oder weil kritische Infrastruktur betroffen ist, nicht zuzulassen. Gleichzeitig bedarf es einer eigenen Industriepolitik mit entsprechenden Investitionen, um eigene Schwerpunkte zu setzen.
Sind die Investoren aus China nur Risiko oder nicht auch Chance für den Erhalt von Arbeitsplätzen?
Chinesische Investoren sichern durch ihr Engagement auch Arbeitsplätze in Deutschland. Anders als angelsächsische Hedgefonds sind sie bisher nicht durch arbeitnehmerfeindliches Verhalten aufgefallen.