Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Beide Schulstandorte bleiben erhalten
Bürgermeister informiert über Schulentwicklung in Kressbronn – Lärmpegel in Mensa gesundheitsgefährdend?
KRESSBRONN - Der Gemeinderat hat in einer Klausur eine frühere Entscheidung revidiert und sich einstimmig für den Erhalt beider Kressbronner Schulstandorte entschieden. Das heißt, der Beschluss einer Zusammenlegung aus dem Jahr 2015 wird aufgehoben, die Nonnenbachschule bleibt in der bestehenden Halbtagsbetriebsform erhalten und die perspektivische Entwicklung der Grundschulen ist ganztags am Standort Bildungszentrum geplant. Über die Ratsentscheidung informierte Bürgermeister Daniel Enzensperger im Foyer der Festhalle in einer Bürgerversammlung.
Legt man beide Grundschulen zusammen oder erhält man beide am Leben? Über diese Frage diskutiert man in Kressbronn seit vielen Jahren. 2015 fasste der Gemeinderat den Beschluss, beide Schulen am Standort Nonnenbach zusammen zu legen. Worauf viele Diskussionen und ein Architektenwettbewerb folgten, in dessen Verlauf mehr als 30 Planer Entwürfe entwickelten, unter anderem wie das Raumprogramm und die Zusammenlegung aussehen könnten. Der Siegerentwurf sah schließlich zwei gleichartige, offene Gebäudetypen nebeneinander vor, womit die Diskussion jedoch nicht beendet war. Verschiedene Interessengruppen äußerten gegenüber der Gemeinde und dem Rat weiterhin Zweifel an dem Vorhaben. Unter anderem die Aula wurde als schützenswert angesehen und in ihrer Historie vor schulische Interessen gestellt. Andere Interessen favorisierten den Standort Bildungszentrum.
Zukunft abhängig von Nachfrage
Noch einmal wurde zum Thema ein Denkprozess angestoßen und im Gemeinderat nichtöffentlich beraten, was der richtige (Schul-) Weg ist. Der Rat ging in Klausur und wälzte das Problem: Bleibt man bei der Entscheidung oder revidiert man sie? Das einstimmige Ergebnis: Die Zusammenlegung wird aufgehoben und sowohl Nonnenbachschule (Halbtagsbetrieb) als auch der Standort Bildungszentrum (ganztags) bleiben erhalten. Zwei Ganztagsangebote sind für die Gemeinde nicht leistbar. „Uns liegt am Herzen und ist wichtig, die Nonnenbachschule zu erhalten, was aber von der konkreten Nachfrage abhängt“, warb Bürgermeister Enzensperger für die gefundene Lösung. Die Frage habe sich auch gestellt, ob nur Ganztagsplätze gefragt seien, was momentan dort nicht der Fall ist.
Die Gemeinde wolle die Nonnenbachschule fit machen in Richtung Barrierefreiheit, Aufzug, Brandschutz und eine Stärkung der Fachräume sowie in die nicht mehr zeitgemäßen sanitären Anlagen investieren. Die Aula bleibt in der bestehenden Form erhalten. Da es nunmehr keine Zusammenlegung der Grundschulen gibt, existiert in der Nonnenbachschule aktuell kein zusätzlicher Raumbedarf.
Die Frage bleibe, so Enzensperger, wie man die Mensa aus dem Keller bekomme? Aus Lehrerkreisen wurde in der Versammlung von einem „gesundheitsgefährdenden Lärmpegel“ in der Mensa gesprochen, wenn sich dort 65 Kinder auf 25 Quadratmeter bewegen. Ein vorliegendes Gutachten, von dem die Lehrer berichteten, ist allerdings weder der Verwaltung noch dem Gemeinderat bekannt, wie der Bürgermeister bemerkte. Sollten lärmmindernde Maßnahmen nötig sein, würden diese vorgenommen werden. „Wir nehmen ihre Belange ernst, sonst stünde ich heute Abend nicht hier“, betonte Enzensperger, um daran zu erinnern, in den vergangenen Jahren viele Gelder in Richtung Schulen gelenkt zu haben.
Weniger bayerische Schüler
Zufrieden ist man mit dem Standort Bildungszentrum, der sich „keine Sorgen“um sein Weiterbestehen machen müsse. Dort ist nach seinen Worten nicht nur eine „sanfte“, sondern eine „harte Sanierung“angedacht. Dazu gehört der gesamte Umbau des Altbaus, eine Innensanierung, die der Oberflächen, Anlagen und der Technik, alles Notwendige, mit Lehrern und Eltern abgestimmt. Verbessert werden soll die räumliche Situation mit einer Aufstockung, anstatt ein weiteres Gebäude zu bauen, um so den Mangel an Klassenzimmern an der Schule zu entspannen. Geplant wird am Bildungszentrum Parkschule mit einer zweizügigen Ganztagsgrundschule, ausgehend von der momentanen Bedarfslage.
Offen ist, was passiert, wenn sich der Trend fortsetzt, dass immer weniger bayerische Schüler nach Kressbronn kommen. Gefragt wurde: „Was ist, wenn uns die Bayern wegbleiben?“Lediglich für die Grundschulen besteht keine Gefahr.
Thema an dem Informationsabend war auch die Art der Ganztagsbetreuung durch gute Fachkräfte wie jetzt oder durch pädagogische Fachkräfte? Mit den jetzigen Fachkräften ist Bürgermeister Enzensperger äußerst zufrieden, sie leisteten beste Arbeit. Und: Pädagogische Kräfte seien weder auf dem Markt, noch seien sie zu bezahlen. Die Frage nach den Schulbezirken beantwortete er so: Die gibt’s nur noch auf dem Papier.