Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Leitthema ist „Geld, Gier und Gewissen“
Festspiele Wangen gehen in achte Saison – Kooperation mit Überlinger Sommertheater
WANGEN (bee) - „Was macht Geld mit uns?“Diese Frage spinnt sich heuer wie ein roter Faden durch die vier Stücke bei den Festspielen Wangen. In seinem zweiten Jahr als künstlerischer Leiter bleibt Peter Raffalt seinem Credo treu, dass Sommertheater leichte Muse sein und deshalb in erster Linie amüsieren soll.
Auf leichte Unterhaltung mit Tiefgang hatte der Österreicher Raffalt schon in seinem Debütjahr bei den Festspielen Wangen gesetzt, damals unter dem Motto „Schein oder Sein“. Diesmal, vom 26. Juli bis zum 26. August, geht es beim Leitthema um den schnöden Mammon und seine Auswirkung auf die menschliche Moral. „Geld, Gier und Gewissen“heißt das Motto der Festspielsaison 2018, und zwar locker-flockig auf den Bühnen im Zunftwinkel präsentiert, wie der künstlerische Leiter betont. Denn: „Die Komödie ist in der Ernsthaftigkeit verwurzelt.“
Die Frage „Was macht Geld mit uns?“spiegelt sich laut Peter Raffalt am meisten im Abendstück wieder. „Volpone. Der Fuchs“von Ben Jonson ist ein komisches und zeitloses Sittengemälde um die Macht des Geldes und die Habgier der Menschen. An Habgier zerbricht am Ende auch der Magier im Familienstück „Aladdin und die Wunderlampe“. Aladdin selbst reift jedoch an seinem Wohlstand und erkennt, dass er für sein wahres Glück selbst sorgen muss. Ebenfalls zum Programm gehören heuer zwei Solostücke. In „Heute Abend: Lola Blau“von Georg Kreisler spielt die gebürtige Friedrichshafenerin Selina Ströbele eine jüdische Schauspielerin, die aus Sorge um ihre Existenz sich für den Beruf verkauft, den sie nie ausüben wollte: Nachtklub-Sängerin. „Das Stück passt auch gut in unsere Zeit“, sagt Ströbele, die auch im Abendund Familienstück mitspielt, beim Pressetermin am Donnerstag im Wangener Rathaus. „Es geht um Menschen, die in der Fremde zurecht kommen müssen.“Wegen des Erfolgs aus dem Vorjahr gibt es außerdem zwei Aufführungen von „Der Kontrabass“von Patrick Süskind. Den einsamen und „vom Mammon festgeketteten“Musiker spielt erneut Peter Raffalt.
Der künstlerische Leiter hat in den vergangenen Wochen sein Ensemble geformt. Es besteht diesmal aus insgesamt sechs Leuten für Bühne, Kostüme, Musik und Regie sowie acht Bühnendarstellern – so viel wie nie zuvor. Darunter sind auch einige bekannte Gesichter wie Florian Hackspiel, Lukas Kientzler und Magdalena Oettl, die schon in den Vorjahren im Zunftwinkel dabei waren. „Ein durchwachsenes, sympathisches Team“, sagt Peter Raffalt. Im Familienstück mitwirken werden diesmal wieder 25 bis 30 Laiendarsteller aus der Region Wangen.
Neu ist für die Profischauspieler, dass es nach der letzten Wangener Vorstellung am 26. August weitergeht. Zum ersten Mal kooperiert der Festspielverein mit dem Förderverein Sommertheater Überlingen, wo bis Mitte September die beiden Hauptstücke aufgeführt werden – freilich mit Kindern und Laiendarstellern vom See. „Die Chemie mit Überlingen hat von Anfang an gepasst“, sagt Festspiel-Vereinsvorsitzender Manfred Wolfrum. Sein Pendant vom Überlinger Förderverein, Thomas Michael Becker, war von den Wangener Aufführungen 2017 „begeistert“und hofft, dass „wir mit der Kooperation das Sommertheater auf das Niveau früherer Jahre bringen können“. Gutes Niveau und darüber hinaus eine finanziell gesunde Basis sind auch die Markenzeichen der Festspiele Wangen. „In den bislang acht Jahren haben wir immer schwarze Zahlen geschrieben“, sagt Vereinsvorsitzender Wolfrum und spricht von rund 7000 Zuschauern und einer 90-prozentigen Auslastung in der Saison 2017. Das Gesamtbudget beträgt mittlerweile 250 000 Euro, es setzt sich zu jeweils einem Drittel aus Eintrittsgeldern, Zuschüssen und Sponsorengeldern zusammen. Zumindest in diesem Kontext wäre die obige Frage „Was macht Geld mit uns?“recht einfach beantwortet: Festspiele Wangen.