Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Am Schloss blättert der Putz ab
Es sieht aus wie ein Baumangel – dabei ist es so gewollt: „Opferputz“sagen die Fachleute
TETTNANG - In die Sanierung des Neuen Schlosses in Tettnang hat das Land Baden-Württemberg insgesamt 9,5 Millionen Euro gesteckt. Letzten Herbst waren die Arbeiten an der Fassade abgeschlossen – scheinbar. Nun blättert der Putz an der Mauer wieder ab. Das ist allerdings kein Baumangel, sondern hat einen bestimmten Zweck.
„Das ist ein sogenannter Opferputz. Er zieht Salze aus dem Mauerwerk und fällt dann wieder ab – er wird quasi geopfert“, erklärt Peter Moser, Baudirektor beim Vermögenund Bauamt Baden-Württemberg in Ravensburg. Über die Jahre hinweg steigen salzhaltige Mineralien mit der Feuchtigkeit in das Mauerwerk. „Würden wir da einfach drüberstreichen, würde das weiße Schlieren geben und sähe nicht besonders schön aus“, sagt Moser. Inzwischen sei das meiste abgefallen, sobald die Temperaturen über fünf Grad steigen und auch nicht mehr darunter fallen, könne der neue Putz aufgetragen werden. Dieser beschränkt sich auf den unteren Teil der Mauer und wird anschließend von den Malern nochmal überstrichen.
Auch an den beiden Pfeilern blättert der Putz unten ab. Das liegt allerdings daran, dass sie noch gar nicht behandelt wurden. „Die Witterung hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber bis zur Eröffnung erstrahlen auch die Pfeiler in einem neuen Glanz“, verspricht Moser.