Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zunehmend sind auch ältere Menschen betroffen
In Baden-Württemberg sind nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zunehmend auch ältere Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen. Der Anteil der Über-50-Jährigen sei seit 2013 um 22 Prozent gestiegen, sagte der Leiter des Bereichs Krisenintervention und Existenzsicherung, Oliver Kaiser. Auch 2016 habe diese Altersgruppe mit elf Prozent den stärksten Zuwachs aufgewiesen. Insgesamt aber mache die Gruppe der 25- bis 49-Jährigen mit rund 48 Prozent immer noch die Mehrzahl aus. Die Zahlen beziehen sich allerdings nur auf wohnungslose Menschen, die in den Einrichtungen der Liga der freien Wohlfahrtspflege Hilfe in Anspruch nehmen. Wie viele Menschen landesweit tatsächlich auf der Straße leben, lässt sich nur schwer beziffern. Im Oktober 2014 gab es in BadenWürttemberg 22 800 wohnungslose Personen, die von Städten oder anderen Trägern untergebracht wurden. Das geht aus einer Studie hervor, die das Sozialministerium im Jahr 2015 veröffentlichte. Aktuellere Zahlen gibt es derzeit nicht. Die Einführung einer regelmäßigen amtlichen und landeseinheitlichen Wohnungs- und Obdachlosenstatistik sei geplant, sagte ein Sprecher der Behörde. Auch der Bund arbeite an der Einführung einer einheitlichen Statistik. Die Liga der freien Wohlfahrtspflege selbst erhebt ebenfalls Da- ten: Demnach wurden 2017 zum Stichtag 30. September 11 949 Hilfe suchende Menschen von 322 kommunalen und freien Einrichtungen beraten und unterstützt. Erschreckend sei dabei die Zahl von 3318 Personen in prekären Unterkunftssituationen. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) sagte, man beobachte die Entwicklung mit Sorge: „Ein Leben auf der Straße geht oftmals mit gesellschaftlicher Ausgrenzung und Stigmatisierung der Betroffenen einher.“2018 fördere das Land Investitionen in der Wohnungslosenhilfe in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Zudem werde an einem Konzept zur Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe gearbeitet. (dpa)