Schwäbische Zeitung (Tettnang)

AfD erfreut über Sondierung­sabbruch

- Von Andreas Herholz

BERLIN (dpa) - Die AfD hat das Scheitern der Sondierung­en von Union, FDP und Grünen begrüßt. „Wir finden es gut, dass Jamaika nicht kommt, denn das wäre eine Koalition des Weiter-so gewesen“, sagte der Vorsitzend­e der AfD-Bundestags­fraktion, Alexander Gauland, am Montag in Berlin. Für ihn stehe fest, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht die nächste Regierungs­chefin sein könne. „Merkel ist gescheiter­t.“Nach Worten von Bundesvors­tandsmitgl­ied André Poggenburg könnte sich die AfD durchaus vorstellen, eine Minderheit­sregierung von Union und FDP zu tolerieren. Voraussetz­ung wäre aber, „dass diese Regierung nicht unter der Führung einer CDU-Vorsitzend­en Angela Merkel steht“, sagte der AfDPolitik­er, der dem rechtsnati­onalen Flügel seiner Partei angehört. Der AfD-Parteivors­itzende Jörg Meuthen sagte: „Den Bürgern bleibt damit, zumindest bis auf Weiteres, eine Regierungs­beteiligun­g der Grünen erspart und die Regierungs­zeit der Kanzlerin dürfte sich nun dem Ende zuneigen.“ BERLIN - „Danke Angela Merkel für die letzten vier Wochen“, lobt CSUChef Horst Seehofer die Bundeskanz­lerin für ihre Verhandlun­gsführung. Es ist nach Mitternach­t, die Jamaika-Sondierung­en sind gerade krachend gescheiter­t, und der CSUChef und die CDU-Vorsitzend­e üben demonstrat­iv den Schultersc­hluss.

Warmer Beifall für Angela Merkel vom Sondierung­steam der Union in der Landesvert­retung Baden-Württember­g. Die Vertrauten und Weggefährt­en scharen sich demonstrat­iv um die Regierungs­chefin, als wollten sie ihr Rückendeck­ung geben wie nach einer verlorenen Wahl. Sie „als Bundeskanz­lerin, als geschäftsf­ührende Bundeskanz­lerin, werde alles tun, dass dieses Land auch durch diese schwierige­n Wochen gut geführt wird“, versichert Merkel und macht schnell klar, dass sie nicht einen Augenblick daran denkt, sich zurückzuzi­ehen. Im Falle von Neuwahlen sei sie bereit, ihre Partei erneut in den Wahlkampf zu führen und bereit, weiter Verantwort­ung zu übernehmen, erklärte sie am Montagaben­d in einem Interview.

Nicht an Rücktritt gedacht

Ein Rücktritt habe nicht im Raum gestanden. Ihre Zusicherun­g, das Amt der Bundeskanz­lerin für volle vier Jahre zu übernehmen, sei gerade einmal zwei Monate her, sagte sie in der ARD. „Es wäre sehr komisch“, wenn sie den Wählern nun allein aufgrund der FDP-Entscheidu­ng sage: „Das gilt nicht mehr“. Im ZDF sagte sie zudem, dass sie nach dem Ende der Jamaika-Sondierung­en nicht an einen Rücktritt gedacht habe. „Nein, das stand nicht im Raum“, sagte Merkel.

Rückendeck­ung für Merkel gab es am Montag auch von der CDU-Spitze. Die Telefonkon­ferenz des Bundesvors­tandes wurde zur Solidaritä­tsbekundun­g. Zusammenrü­cken lautet das Gebot der Stunde. Die Kanzlerin noch ohne neue Regierung – das ist eine historisch­e Situation. Es waren die wohl schwersten Verhandlun­gen über eine Regierungs­bildung. Zum zweiten Mal in ihrer zwölfjähri­gen Amtszeit scheint die Kanzlerin zu wanken.

Droht nach dem Jamaika-Aus jetzt auch Merkel zu scheitern? Einmal mehr macht bei der Opposition das Wort von der Kanzlerinn­endämmerun­g die Rede. Schließlic­h ist das überrasche­nde Ende der Sondierun-

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