Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wattebauschweitwurf
Viele glauben, die Zeit von Horst Seehofer sei vorbei. Dabei orientiert sich Bayerns Ministerpräsident nur an einem der berühmtesten Sportler aus dem Freistaat: dem Basketballspieler Dirk Nowitzki. Der ist mit 39 Jahren in seine 20. Saison in der NBA, der besten Liga der Welt, gestartet. Nowitzkis Mentor ist ein gewisser Holger Gschwindner. Der sagte nun: „Viele meinen ja immer, man solle am Höhepunkt aufhören.“Aber: „Das gilt für Sportarten wie Autorennen, wo die ganze Familie mitzittert, ob er lebend von der Straße kommt. Aber für eine Spielsportart, in der man mehr oder weniger Wattebauschweitwurf macht, ist das dummes Zeug.“
Und was machen sie in Berlin anderes als Wattebauschweitwurf? Jedenfalls wurde Seehofer im abendlichen Schummerlicht vor der Parteizentrale der Grünen gesichtet. War wohl ein Bewerbungsgespräch, ist doch die Zukunft des 68-Jährigen in der CSU ungewiss. Gewiss denkt er sich: Lieber Spitzentrio mit Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt als Doppelspitze mit Markus Söder.
Aufnehmen werden sie ihn schon, sind die Grünen doch jene Partei, die Flüchtlinge aus fremden Kulturkreisen aus Überzeugung mit offenen Armen empfängt. Wer mit „Integration jetzt“Wahlkampf macht, muss Wort halten! Ob Seehofer als politisch Verfolgter durchgeht, ist eine ganz andere Frage. Aber Bleiberecht wird er erhalten, schließlich hat sich Seehofer mit Kanzlerin Merkel bereits geeinigt. Nur darum geht es ja derzeit. Drei-Parteien-Koalition oder DreiPunkte-Wurf? Geschenkt. Beim Wattebauschweitwurf ist Seehofer mit seinen 1,93 Metern ein Riese. (jos)