Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Trump brüskiert Außenminister Tillerson
Streit um Nordkoreas Raketenprogramm offenbart Unstimmigkeiten in der US-Regierung
PEKING/WASHINGTON (dpa) - USPräsident Donald Trump hat sich im Konflikt um Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm offen gegen seinen Außenminister Rex Tillerson gestellt. Via Twitter kritisierte er am Sonntag in herablassender Form die offensichtliche Bereitschaft des USChefdiplomaten, das Gespräch mit Pjöngjang zu suchen. Das sei eine Zeitverschwendung, erklärte Trump. Zuvor hatte Tillerson erstmals publik gemacht, dass jenseits der gegenseitigen öffentlichen Kriegsrhetorik über direkte Kanäle ausgelotet werde, ob die nordkoreanische Führung zu Gesprächen über ihr Programm bereit sei. Wie Tillersons Sprecherin später ergänzend mitteilte, hat Pjöngjang aber kein Interesse gezeigt.
„Ich habe Rex Tillerson, unserem wunderbaren Außenminister, gesagt, dass er seine Zeit vergeudet, indem er versucht, mit ,Little Rocket Man‘ zu verhandeln“, twitterte Trump von seinem Golfclub in New Jersey aus. „Spar dir deine Energie, wir werden tun, was getan werden muss.“„Little Rocket Man“(„Kleiner Raketenmann“) ist Trumps Bezeichnung für Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un.
Tillerson hatte am Rande eines Besuches am Samstag in Peking gesagt, dass es mehrere Kommunikationskanäle gebe. „Wir befinden uns nicht in einem Blackout“, wurde er unter anderem von der „New York Times“zitiert. „Wir können mit ihnen reden. Wir reden mit ihnen.“Danach gefragt, ob die Kommunikationsdrähte über China liefen, schüttelte er den Kopf. „Direkt“, sagte er. „Wir haben unsere eigenen Kanäle.“
Ministeriumssprecherin Heather Nauert sagte, die USA hätten Nordkorea zugesichert, dass sie nicht daran interessiert seien, „den Zusammenbruch des gegenwärtigen Regimes zu fördern, Regimewandel zu verfolgen, die Wiedervereinigung der Halbinsel zu beschleunigen oder Kräfte nördlich der demilitarisierten Zone zu mobilisieren“. Dennoch hätten nordkoreanische Offizielle keine Hinweise gegeben, dass sie an Gesprächen über eine Denuklearisierung interessiert oder dazu bereit seien.
Besuch in China steht bevor
Der Konflikt um Pjöngjangs Atomund Raketenprogramm stand am Samstag auch im Mittelpunkt der Gespräche von Tillerson mit der chinesischen Führung in Peking. Der US-Außenminister, der sogar von Staatschef Xi Jinping persönlich empfangen wurde, bereitete mit seiner Visite zugleich den geplanten Besuch von US-Präsident Donald Trump im November in China vor.