Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nach Trumps Kritik testet Iran neue Rakete
Parlamentspräsident Laridschani vergleicht Taktik des US-Präsidenten mit der von Goebbels
LIMASSOL/TEHERAN - US-Präsident Donald Trump hat nach dem iranischen Test einer Mittelstreckenrakete das Atomabkommen mit der Islamischen Republik erneut infrage gestellt. Iranische Politiker reagierten mit scharfen Worten auf den Kurs Washingtons.
„Iran hat gerade eine ballistische Rakete getestet, die in der Lage ist, Israel zu erreichen. Sie arbeiten auch mit Nordkorea zusammen. Mit unserem Abkommen ist es nicht weit her!“, twitterte Trump. In der UNGeneraldebatte hatte Trump zuvor den Iran als „Schurkenstaat“bezeichnet, der Gewalt exportiere, und mit dem Ende des 2015 geschlossenen Atomabkommens gedroht.
Ungeachtet amerikanischer Drohungen testete der Iran eine Rakete des neuen Typs Choramschahr, die mehrere Sprengköpfe über 2000 Kilometer transportieren kann. Die Nachrichtenagentur Tasnim veröffentlichte am Samstag ein Video des Tests. In Teheran rätselt man darüber, ob der Raketentest tatsächlich für den letzten Freitag geplant war oder wegen der verbalen Ausfälle von Trump vorgezogen wurde.
Parlamentspräsident Ali Laridschani hat Trumps Vorgehen mit dem des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels verglichen. „Angeblich verfolgt Trump mit seinen Lügereien die Goebbels-Doktrin“, sagte Laridschani am Sonntag. Er bezog sich auf das Goebbels-Zitat „Eine Lüge muss nur oft genug wiederholt werden. Dann wird sie geglaubt.“
Staatspräsident Hassan Ruhani zeigte sich „erbost und entsetzt“über die „unwissende und absurde“Rede Trumps vor den UN. Nach seiner Rückkehr aus New York hatte der Geistliche in einer Fernsehansprache den Ausbau des iranischen Raketenprogramms angekündigt. Es handele sich dabei um Abschreckungsund nicht um Angriffswaffen, behauptete Ruhani. Das Militär- und Raketenprogramm diene lediglich der Verteidigung. Eine von den USA und auch Frankreich geforderte Einschränkung, Begrenzung oder Kontrolle des Raketenprogramms kommt für Iran nicht infrage. Nicht noch einmal, so der Tenor in Teheran, möchte man Aggressoren wie Saddam Hussein, dessen Invasion fast einer Million Iraner das Leben kostete, schutzlos ausgeliefert sein.
An die Auflagen des Nuklearabkommens will sich die Islamische Republik weiterhin strikt halten. Mit Genugtuung registrieren die Regenten in Teheran, dass – abgesehen von den USA – fast alle Staaten der Welt den Atomvertrag verteidigten.