Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kolpingsfamilie wird ins 18. Jahrhundert versetzt
Mitglieder erleben eine historische Stadtführung
TETTNANG/RAVENSBURG (sz) Mitglieder der Kolpingsfamilie und Gäste haben sich am vergangenen Samstag in Ravensburg zu einer Stadtführung der besonderen Art getroffen: zum Stadt-Schau-Spiel „Die Türmerin“.
Bei der Erlebnisführung erfuhren die „hochwohllöblichen Herrschaften“von der wunderfitzigen Türmerfrau Regina Nabholzin herzerfrischende Geschichten aus der barocken Stadt der Türme. Gespielt wurde die authentische Türmerin aus dem 18. Jahrhundert von der Schauspielerin Angelika Wagner. Sie führte die Besuchergruppe durch die malerische Altstadt und erzählte humorvoll-spritzig in altertümlicher Sprache.
Unter anderem sprach sie von den Vaganten im Zucht- und Amtshaus am Grünen Turm, von der doppelten Besetzung des Blaserturm, der beiden Konfessionen und von den 3000 Bettlern in der Stadt – fast mehr als Einwohner. Auch die nicht eingehaltenen Kleiderordnungen von Damen, mit der Bemerkung „wer als Kuh geboren ist, stirbt nicht als Nachtigall“, sorgten für Erheiterung.
Die Besucher hatten auch Gelegenheit, sich im Ratssaal umzusehen, in dem die Zunfttafeln mit den eingetragenen Meisterbriefen an den Wänden hängen. Dort tagte zu der damaligen Zeit der Hohe Rat – alles Männer – mit je zehn Mitgliedern aus den beiden Konfessionen und den Bürgermeistern.
Anschließend führte der Weg die Besucher durch den Gerichtssaal im Rathaus, mit Schilderungen von – aus heutiger Sicht – grausamen Urteilen und Foltermethoden, den städtischen Fischmarkt und das Salzhaus. Die Gruppe warf auch einen Blick in die Eichelgasse und zum Rossbach. Gekleidet, wie es sich im barocken Ravensburg einst ziemte, plauderte Türmerfrau Regina Nabholzin dabei auch aus dem privaten Nähkästchen und ihrem Leben mit dem Türmer Lorenz.