Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Flair des Nordens
Nord bei Nordwest: Estonia (Do., ARD, 20.15 Uhr) -
Es ist die dritte Folge um den vom Polizisten zum Tierarzt mutierten Hauke Jacobs (Hinnerk Schöne- mann) – und nach der verunglückten zweiten Folge („Der wilde Sven“) wieder eine Rückkehr zum Charme des Serieneinstiegs. Damals, vor nun doch schon zweieinhalb Jahren, setzte der Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt ganz auf das Flair des Nordens. Und wer könnte das besser verkörpern als Hinnerk Schönemann? Den hatte Schmidt schon in dem mit einem GrimmePreis ausgezeichneten Film „Mörder auf Amrum“an die See versetzt. Im Prinzip schreibt Schmidt dem eigenwilligen Schönemann die Geschichten auf den Leib. Der will nicht schrullig sein, sondern ist es einfach.
Auch der Kriminalfall hat in „Estonia“wieder mehr Substanz: In einer idyllisch gelegenen Seniorenresidenz wird ein Mann erschossen. Der Vater der Dorfpolizistin (Peter Prager) hat mit der Sache mehr zu tun, als seiner ermittelnden Tochter Lona Vogt (Henny Reents) recht sein kann. War ihr Vater gar nicht der Handelsreisende, wie er seiner Familie immer erzählt hat? Ganz logisch kommt die Auflösung nicht daher, aber sei’s drum: Schönemann zwischen den beiden rothaarigen Frauen Henny Reents und Marleen Lohse (als Arzthelferin Jule) liefert den Beweis dafür, dass nicht nur die Bayern einen gelungenen Regionalkrimi hinbekommen.