Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Viel Fingerspitzengefühl gefragt
Die Hauptakteure bei den Brexit-Verhandlungen bringen reichlich Erfahrung mit
(dpa) - Mit Großbritannien löst sich ein Land aus der EU, dessen Gesetzgebung seit mehr als 40 Jahren mit der Gemeinschaft verwoben ist. Eine zentrale Rolle werden dabei diese drei Männer spielen.
David Davis: Den Posten von David Davis (68) hat es zuvor nie gegeben. Der britische Brexit-Minister soll den Ausstieg seines Landes aus der EU managen. Der EUKritiker (Foto: AFP) gilt als erzkonservativ, sprach sich für die Todesstrafe und gegen die Gleichstellung von Homosexuellen aus. Er hat kein Problem damit, sich auch gegen seine Partei zu positionieren. Wegen seiner Härte trägt er den Spitznamen „Monsieur Non“. Stück für Stück kämpfte er sich nach oben: Davis war Versicherungsangestellter, studierte Informatik und war 17 Jahre lang in einem Lebensmittelkonzern beschäftigt. Seit 30 Jahren sitzt der Konservative im britischen Parlament und war zeitweise auch Staatssekretär für Europafragen im Außenministerium. Davis hat drei Kinder.
Michel Barnier: Auf EU-Seite ist Verhandlungsführer Michel Barnier (Foto: AFP) einer der wichtigsten Köpfe der Verhandlungen. Dafür bringt der 66-jährige Franzose viel Erfahrung mit: Er hatte verschiedene Ministerposten in Frankreich und war zweimal EU-Kommissar. In London hat seine Ernennung keine Freude ausgelöst, denn als BinnenmarktKommissar war er bis 2014 für die Bankenregulierung zuständig – was ihm am Finanzplatz London wenig Freunde machte. Zuletzt tourte Barnier durch die Hauptstädte Europas, um vorbereitende Gespräche mit den Regierungen der verbleibenden 27 EU-Staaten zu führen. Die Brexit-Verhandlungen selbst will er bis zum Oktober 2018 abschließen. Barnier ist Vater von drei Kindern.
Didier Seeuws: Didier Seeuws (51) wird sein in einer langen Diplomatenkarriere erworbenes Taktgefühl brauchen. Er soll die Brexit-Gespräche für den Rat, also die Vertretung der EUStaaten, verfolgen. Sprachrohr der EU ist zwar Barnier. Seeuws (Foto: dpa) darf bei den Gesprächen aber anwesend sein. Delikat dürfte für den Belgier die Leitung einer Arbeitsgruppe im Rat werden: Dort sind alle EU-Staaten außer Großbritannien vertreten. Seeuws wird sie über den Stand der Verhandlungen auf dem Laufenden halten – und dabei helfen, Einigkeit unter den Ländern herzustellen. Mit unterschiedlichen Interessenlagen in Europa kennt Seeuws sich aus: Er war belgischer EUBotschafter.