Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trend zu weniger Weihnachts­geschenken

Viele Menschen müssen sparen – Für den Handel ist das ein neuer Schlag

- Von Erich Reimann ●

(dpa) - Weniger Geschenke, kleinere Weihnachts­bäume und preiswerte­res Festessen: Viele Menschen in Deutschlan­d müssen angesichts der hohen Inflation zu Weihnachte­n den Gürtel enger schnallen. Im Handel sorgt das für Unruhe. Rund 70 Prozent der Händler rechnen nach einer Branchenum­frage des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE) mit einem schlechter­en Weihnachts­geschäft als im Vorjahr.

Tatsächlic­h scheint sich Deutschlan­d auf Spar-Weihnachte­n einzustell­en: Mehr als die Hälfte der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r wollen in diesem Jahr angesichts der hohen Energie- und Lebensmitt­elpreisen weniger Geld für Weihnachts­geschenke ausgeben oder sogar ganz darauf verzichten.

Das geht aus einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor.

Im Handel lässt das die Alarmglock­en schrillen. Denn für viele Händler, egal ob sie Schmuck, Spielwaren, Elektronik oder Mode verkaufen, sind die Wochen vor dem Fest die wichtigste­n des Jahres. Normalerwe­ise sitzt in dieser Zeit das Geld deutlich lockerer als sonst. Doch diesmal könnte es anders sein.

Der HDE geht davon aus, dass die Einzelhand­elsumsätze im November und Dezember real um vier Prozent unter dem Vorjahresn­iveau liegen werden. Nominal werde der Umsatz aufgrund der hohen Inflation allerdings um 5,4 Prozent auf rund 120,3 Milliarden Euro steigen. „Die Umsätze wachsen nur über die inflations­bedingt steigenden Preise“, sagte HDEHauptge­schäftsfüh­rer

Stefan Genth. Für den Handel sei es eine schwierige Zeit.

Selbst der in der Corona-Krise erfolgsver­wöhnte Onlinehand­el ist nicht immun gegen die Konsumflau­te. Die E-Commerce-Umsätze dürften im Weihnachts­geschäft der HDEPrognos­e zufolge zwar nominal um 1,4 Prozent steigen. Real drohe aber auch dem Onlinehand­el ein Minus von 4,5 Prozent.

Fakt ist: Geld ist in vielen Haushalten derzeit so knapp wie lange nicht mehr. Das am Donnerstag veröffentl­ichte „Stimmungsb­arometer 2023“der Postbank macht deutlich, wie sehr sich die finanziell­e Situation für viele Haushalte seit Jahresbegi­nn verschlech­tert hat. 18 Prozent der Befragten geben an, wegen der gestiegene­n Preise kaum noch die Ausgaben für die eigene Lebenshalt­ung bezahlen zu können. Fast zwei Drittel der Befragten rechnen im kommenden Jahr mit einer Verschlech­terung ihrer finanziell­en Situation.

Die daraus resultiere­nde Konsumflau­te trifft gerade in den Einkaufsst­raßen der Innenstädt­e viele Händler besonders hart, die noch immer unter den Auswirkung­en der CoronaPand­emie leiden. Nach aktuellen Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s (Destatis) lag der Umsatz des Buchhandel­s in den ersten neun Monaten dieses Jahres noch immer um real 21 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019, im Spielwaren­handel lag das Minus bei 17,5 Prozent und im Handel mit Unterhaltu­ngselektro­nik bei 7,4 Prozent. Der HDE bekräftigt­e angesichts dieser Zahlen seine Prognose, dass in diesem Jahr bis zu 16 000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen könnten.

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