Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Trend zu weniger Weihnachtsgeschenken
Viele Menschen müssen sparen – Für den Handel ist das ein neuer Schlag
(dpa) - Weniger Geschenke, kleinere Weihnachtsbäume und preiswerteres Festessen: Viele Menschen in Deutschland müssen angesichts der hohen Inflation zu Weihnachten den Gürtel enger schnallen. Im Handel sorgt das für Unruhe. Rund 70 Prozent der Händler rechnen nach einer Branchenumfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) mit einem schlechteren Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr.
Tatsächlich scheint sich Deutschland auf Spar-Weihnachten einzustellen: Mehr als die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher wollen in diesem Jahr angesichts der hohen Energie- und Lebensmittelpreisen weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben oder sogar ganz darauf verzichten.
Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor.
Im Handel lässt das die Alarmglocken schrillen. Denn für viele Händler, egal ob sie Schmuck, Spielwaren, Elektronik oder Mode verkaufen, sind die Wochen vor dem Fest die wichtigsten des Jahres. Normalerweise sitzt in dieser Zeit das Geld deutlich lockerer als sonst. Doch diesmal könnte es anders sein.
Der HDE geht davon aus, dass die Einzelhandelsumsätze im November und Dezember real um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen werden. Nominal werde der Umsatz aufgrund der hohen Inflation allerdings um 5,4 Prozent auf rund 120,3 Milliarden Euro steigen. „Die Umsätze wachsen nur über die inflationsbedingt steigenden Preise“, sagte HDEHauptgeschäftsführer
Stefan Genth. Für den Handel sei es eine schwierige Zeit.
Selbst der in der Corona-Krise erfolgsverwöhnte Onlinehandel ist nicht immun gegen die Konsumflaute. Die E-Commerce-Umsätze dürften im Weihnachtsgeschäft der HDEPrognose zufolge zwar nominal um 1,4 Prozent steigen. Real drohe aber auch dem Onlinehandel ein Minus von 4,5 Prozent.
Fakt ist: Geld ist in vielen Haushalten derzeit so knapp wie lange nicht mehr. Das am Donnerstag veröffentlichte „Stimmungsbarometer 2023“der Postbank macht deutlich, wie sehr sich die finanzielle Situation für viele Haushalte seit Jahresbeginn verschlechtert hat. 18 Prozent der Befragten geben an, wegen der gestiegenen Preise kaum noch die Ausgaben für die eigene Lebenshaltung bezahlen zu können. Fast zwei Drittel der Befragten rechnen im kommenden Jahr mit einer Verschlechterung ihrer finanziellen Situation.
Die daraus resultierende Konsumflaute trifft gerade in den Einkaufsstraßen der Innenstädte viele Händler besonders hart, die noch immer unter den Auswirkungen der CoronaPandemie leiden. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) lag der Umsatz des Buchhandels in den ersten neun Monaten dieses Jahres noch immer um real 21 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019, im Spielwarenhandel lag das Minus bei 17,5 Prozent und im Handel mit Unterhaltungselektronik bei 7,4 Prozent. Der HDE bekräftigte angesichts dieser Zahlen seine Prognose, dass in diesem Jahr bis zu 16 000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen könnten.