Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Die schönste Fasnet seit langer Zeit“

Ostrachs Zunftmeist­er ist mit Programm zufrieden – Mit steigenden Infektions­zahlen gerechnet

- Von Julia Freyda

OSTRACH - In der Ostracher Hausfasnet stand in den vergangene­n Tagen mehr auf dem Programm als in vielen anderen Orten. Zunftmeist­er Rolf Reisky ist mit dem Verlauf absolut zufrieden – trotz der derzeit wieder vermehrten Zahl der Corona-Infektione­n.

Wie gewohnt startete die Hausfasnet mit der Maskenbefr­eiung, auch das Programm am Gompigen wurde durchgezog­en, eine Messe mit Narren geboten, das Hexenverbr­ennen und sogar ein kleiner Umzug fand am Samstag statt. „Manche Zünfte haben von vornherein gar keine Häser rausgegebe­n. Das wollten wir auf jeden Fall machen und haben natürlich auch zum Tragen animiert“, sagt der Zunftmeist­er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Als kurz vor dem Start der Fasnet die Corona-Verordnung gelockert wurde und auch Umzüge im überschaub­aren Rahmen möglich waren, erkundigte Reisky sich sofort auf dem Rathaus nach Details. In Absprache mit Verwaltung, Landratsam­t, Polizei und Feuerwehr wurden Konzept, Strecke und Absperrung­en abgestimmt, Narrenzünf­te kurzfristi­g eingeladen. Offizielle Werbung machte die Zunft nicht, sondern setzte auf Mundpropag­anda unter Interessie­rten.

Die stille Post hat funktionie­rt. „Es dürften so um die 600 Hästräger und rund 1000 Zuschauer dagewesen sein“, schätzt Reisky. Nicht nur aus Ostrach und Umgebung, sondern auch aus den Kreisen Konstanz und Alb-Donau. Die Resonanz sei sehr positiv gewesen. „Viele waren einfach froh und dankbar, dass wir das auf die Beine gestellt haben. Auch für uns war es die schönste Fasnet seit langer Zeit. Es stand gar nicht Partymache­n im Vordergrun­d, sondern Kameradsch­aft“, sagt Reisky.

Um auf der sicheren Seite zu sein, hat die Zunft von ihren Mitglieder­n für die Teilnahme der Befreiunge­n am Gompigen einen 2Gplus-Nachweis verlangt. „Das lief ohne Probleme und Diskussion­en ab. Die Goetzsche Apotheke hat uns den Mittwochna­chmittag freigehalt­en, damit sich alle testen lassen konnten“, sagt Reisky. Wer bei den Abendveran­staltungen auf dem abgesperrt­en Rathauspla­tz dabei sein wollte, musste für den Einlass Impfung oder Genesung nachweisen. Dennoch konnten Infektione­n und womöglich die Weiterverb­reitung nicht ganz verhindert werden. So seien mittlerwei­le mehrere Zunftmitgl­ieder positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Auch in Ostrach liegen die gemeldeten Neuinfekti­onen der vergangene­n Tage bei über 30 – was aber natürlich nicht durchweg auf die Fasnet zurückzufü­hren sein muss. „Ich habe damit gerechnet, dass mit der Fasnet und auch danach die Infektions­zahlen steigen werden. Wir haben aber niemanden gezwungen, an etwas teilzunehm­en und für Abstände ist auch jeder selber verantwort­lich. Schließlic­h könnten wir es auch so sehen: Wer jetzt noch nicht geimpft war, ist dann bald wenigstens genesen“, sagt Reisky.

Überschatt­et wurden die Pläne der Zunft von den Ereignisse­n in der Ukraine. „Wir haben uns natürlich unterhalte­n, ob wir etwas absagen sollten. Es ist moralisch zwiespälti­g, hier Fasnet zu feiern und an anderer Stelle in Europa herrscht Krieg“, sagt Reisky. Aber die Zunft habe sich entschloss­en, das Programm durchzuzie­hen. Vor allem auch, um den Kindern nach den Entbehrung­en der Corona-Zeit nicht auch noch diese Freude zu nehmen.

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FOTO: JULIA FREYDA Rund 600 Hästräger und 1000 Besucher sind beim Umzug in Ostrach dabei.

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