Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Die schönste Fasnet seit langer Zeit“
Ostrachs Zunftmeister ist mit Programm zufrieden – Mit steigenden Infektionszahlen gerechnet
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OSTRACH - In der Ostracher Hausfasnet stand in den vergangenen Tagen mehr auf dem Programm als in vielen anderen Orten. Zunftmeister Rolf Reisky ist mit dem Verlauf absolut zufrieden – trotz der derzeit wieder vermehrten Zahl der Corona-Infektionen.
Wie gewohnt startete die Hausfasnet mit der Maskenbefreiung, auch das Programm am Gompigen wurde durchgezogen, eine Messe mit Narren geboten, das Hexenverbrennen und sogar ein kleiner Umzug fand am Samstag statt. „Manche Zünfte haben von vornherein gar keine Häser rausgegeben. Das wollten wir auf jeden Fall machen und haben natürlich auch zum Tragen animiert“, sagt der Zunftmeister im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Als kurz vor dem Start der Fasnet die Corona-Verordnung gelockert wurde und auch Umzüge im überschaubaren Rahmen möglich waren, erkundigte Reisky sich sofort auf dem Rathaus nach Details. In Absprache mit Verwaltung, Landratsamt, Polizei und Feuerwehr wurden Konzept, Strecke und Absperrungen abgestimmt, Narrenzünfte kurzfristig eingeladen. Offizielle Werbung machte die Zunft nicht, sondern setzte auf Mundpropaganda unter Interessierten.
Die stille Post hat funktioniert. „Es dürften so um die 600 Hästräger und rund 1000 Zuschauer dagewesen sein“, schätzt Reisky. Nicht nur aus Ostrach und Umgebung, sondern auch aus den Kreisen Konstanz und Alb-Donau. Die Resonanz sei sehr positiv gewesen. „Viele waren einfach froh und dankbar, dass wir das auf die Beine gestellt haben. Auch für uns war es die schönste Fasnet seit langer Zeit. Es stand gar nicht Partymachen im Vordergrund, sondern Kameradschaft“, sagt Reisky.
Um auf der sicheren Seite zu sein, hat die Zunft von ihren Mitgliedern für die Teilnahme der Befreiungen am Gompigen einen 2Gplus-Nachweis verlangt. „Das lief ohne Probleme und Diskussionen ab. Die Goetzsche Apotheke hat uns den Mittwochnachmittag freigehalten, damit sich alle testen lassen konnten“, sagt Reisky. Wer bei den Abendveranstaltungen auf dem abgesperrten Rathausplatz dabei sein wollte, musste für den Einlass Impfung oder Genesung nachweisen. Dennoch konnten Infektionen und womöglich die Weiterverbreitung nicht ganz verhindert werden. So seien mittlerweile mehrere Zunftmitglieder positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch in Ostrach liegen die gemeldeten Neuinfektionen der vergangenen Tage bei über 30 – was aber natürlich nicht durchweg auf die Fasnet zurückzuführen sein muss. „Ich habe damit gerechnet, dass mit der Fasnet und auch danach die Infektionszahlen steigen werden. Wir haben aber niemanden gezwungen, an etwas teilzunehmen und für Abstände ist auch jeder selber verantwortlich. Schließlich könnten wir es auch so sehen: Wer jetzt noch nicht geimpft war, ist dann bald wenigstens genesen“, sagt Reisky.
Überschattet wurden die Pläne der Zunft von den Ereignissen in der Ukraine. „Wir haben uns natürlich unterhalten, ob wir etwas absagen sollten. Es ist moralisch zwiespältig, hier Fasnet zu feiern und an anderer Stelle in Europa herrscht Krieg“, sagt Reisky. Aber die Zunft habe sich entschlossen, das Programm durchzuziehen. Vor allem auch, um den Kindern nach den Entbehrungen der Corona-Zeit nicht auch noch diese Freude zu nehmen.