Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bei der Sberbank in Europa gehen die Lichter aus
FRANKFURT/WIEN (dpa) - Die scharfen Finanzsanktionen gegen Russland haben die erste Bank in die Pleite getrieben. Etwa 35 000 Kunden der Europa-Tochter der russischen Sberbank sollen entschädigt werden – die meisten davon in Deutschland. Nach einem starken Abfluss von Kundengeldern in den vergangenen Tagen untersagte die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) in der Nacht zum Mittwoch der Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien mit sofortiger Wirkung die Fortführung des Geschäftsbetriebs. In Deutschland hatte die Bank unter der Marke Sberbank Direct mit vergleichsweise hohen Zinsen Anleger gelockt.
„In der gegenwärtigen Situation hat die Sberbank beschlossen, den europäischen Markt zu verlassen“, teilte die russische Konzernmutter in Moskau der Agentur Tass zufolge mit. Die Tochtergesellschaften der Gruppe seien mit einem außergewöhnlichen Abfluss von Geldern sowie „der Bedrohung der Sicherheit für Mitarbeiter und Filialen“, konfrontiert. Aufgrund der Einschränkungen sei die Sberbank aktuell nicht in der Lage, ihre europäischen Tochtergesellschaften mit frischem Geld zu versorgen.
913 Millionen der insgesamt eine Milliarde Euro Einlagen von Kundinnen und Kunden der Europa-Tochter sind nach Angaben des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) durch die Einlagensicherung Austria (ESA) gesichert. Da die Kunden fast ausschließlich aus Deutschland stammen, übernehme aufgrund internationaler Abkommen die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) die operative Abwicklung des Entschädigungsverfahrens.