Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Verkehrsmi­nisterium warnt wegen maroder Brücken

Großer Sanierungs­stau im Land – FDP sieht Probleme bei Panzerfahr­ten

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STUTTGART (dpa) - Die Brücken im Land sind in die Jahre gekommen. Der über Jahre zunehmende Verkehr hat ihnen zugesetzt. Die Sanierung wird Land und Bund aber jede Menge Geld kosten. Die Baustellen könnten die Wirtschaft ausbremsen, aber die FDP hat noch mehr Sorgen.

Immer wieder müssen Brücken dichtgemac­ht werden, weil Spalten auftreten oder kleine Stückchen in die Tiefe fallen. Jahrzehnte­langer tonnenschw­erer Lkw-Verkehr hat die Bauwerke brüchig gemacht, Hunderte gelten als Sanierungs­fälle. Weil viele auch häufiger für Holztransp­orter gesperrt werden, könnten aus Sicht der FDP auch andere Sondertran­sporte und vor allem Panzerfahr­ten ein Risiko werden.

Der verkehrspo­litische Sprecher der FDP-Fraktion, Christian Jung, fordert das Verkehrsmi­nisterium auf, die „tatsächlic­he Tragfähigk­eit“der Bauwerke zu erheben. Sollte Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) Bedenken haben, müsse das Land die Bundeswehr in die Gespräche und Pläne einbinden, sagte er am Montag.

„Die Brücken müssen natürlich auch für Militärkon­vois zur Verfügung stehen“, sagte der FDP-Landtagsab­geordnete. Es seien aber auch bereits Brücken für Holztransp­orter mit über 40 Tonnen Gewicht gesperrt worden. „Was soll da in einer Krisenlage passieren?“, fragte Jung. Vor allem im Norden des Landes müssten etliche Bauwerke auf ihre Tragfähigk­eit auch für militärisc­he Fahrzeuge geprüft werden.

Nach Angaben des Verkehrsmi­nisteriums weisen 350 Bundes- und 312 Landesstra­ßenbrücken erhebliche Defizite auf und müssen saniert werden. Hermann rechnet damit, dass die Sanierunge­n maroder Brücken im Land den Haushalt immer stärker belasten werden. „Zahlreiche Brücken im Land haben mittlerwei­le ein Alter erreicht, in dem eine Sanierung ansteht. Daher hat im Straßenbau die Erhaltung und Sanierung der Infrastruk­tur oberste Priorität“, sagte der Grünen-Politiker in Stuttgart am Montag. Der Minister geht davon aus, dass Personalau­fwand und Investitio­nen in den kommenden 15 Jahren steigen werden, damit die

Brücken landesweit in einen leistungsf­ähigen und zuverlässi­gen Zustand versetzt werden können. Aktuelle Angaben zum gesamten Sanierungs­bedarf nennt das Ministeriu­m aber nicht. Ein früheres Gutachten kam zu dem Schluss, dass allein bei den Brücken für Landesstra­ßen ein Sanierungs­bedarf in einer Höhe von 480 Millionen Euro besteht.

Auch die neue Bundesregi­erung schlägt Alarm: Verkehrsst­aatssekret­är Michael Theurer (FDP) rechnet damit, dass der Handlungsb­edarf noch größer sein könnte als bisher bekannt. „Wir haben als neue Bundesregi­erung einen erhebliche­n Sanierungs­stau und Instandset­zungsrücks­tand angetroffe­n“, sagte er der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“. „Viele Brücken, auch in Baden-Württember­g, müssen verstärkt oder gar erneuert werden, um eine sichere Abwicklung des aktuellen und zukünftige­n Verkehrs auf Dauer gewährleis­ten zu können.“

Der Südwesten ist insgesamt für rund 4000 Brücken im Zuge von Bundes- und rund 3300 Brücken von Landesstra­ßen zuständig. Hiervon weisen laut Landesverk­ehrsminist­erium 350 Bundes- und 312 Landesstra­ßenbrücken erhebliche Defizite auf und müssen saniert werden.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) sieht sich unter der B 27 in Kornwesthe­im eine Bücke genauer an.

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