Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Krimi auf dem 3-Meter-Brett
Hausding und Rüdiger holen Bronze mit letztem Sprung
TOKIO (SID) - Nach dem letzten Sprung starrte Patrick Hausding gebannt auf die Anzeigetafel. Als die „3“aufleuchtete, prügelte er wie ein Wilder auf das Wasser im Becken ein und stieß einen Urschrei aus. „Das war der krankeste Wettkampf meines Lebens“, sagte der Rekordeuropameister zum gewonnenen Olympia-Bronze mit Partner Lars Rüdiger.
In einem Wassersprungkrimi mit vielen Wendungen gab es ein Happy End für das deutsche Duo. „Wie ein schlechter – nein, eigentlich ein ziemlich guter Film“, sei das gewesen, sagte Hausding. Rüdiger wähnte sich eher im Vergnügungspark: „Das war eine verdammte Achterbahnfahrt.“Und auch Hausding war „eine ziemlich lange Zeit danach noch schwindelig“, wie er später im ZDF-Studio erzählte, „vom Hyperventilieren danach oder vom emotionalen Stress“.
Auf Rang sechs hatte das Duo vor dem letzten Durchgang im Synchronspringen vom 3-Meter-Brett gelegen – eigentlich aussichtslos abgeschlagen. „Dann haben wir noch mal alles reingepfeffert, was geht“, meinte Rüdiger. Starke 85,50 Punkte gab es für den Viereinhalb-Salto vorwärts – und weil zuvor nacheinander die Russen, Mexikaner und Italiener gepatzt hatten, schossen die Berliner noch nach vorne auf den dritten Platz.
Und Hausding rastete völlig aus. „Dass das alles so passt, ist wie ein Traum, der wahr wird“, sagte der 32Jährige, der die deutsche Mannschaft bei der Eröffnungsfeier ins Stadion geführt hatte: „Meine vierten Spiele, Fahnenträger, in der dritten Disziplin eine Medaille – es ist so viel zusammengekommen“, sagte Hausding, „es ist wie im Märchen“. Bei seiner Olympia-Premiere 2008 in Peking hatte Hausding Silber im Turm-Synchronspringen, vor fünf Jahren in Rio Einzel-Bronze vom Brett gewonnen.
In Tokio standen am Mittwoch 404,73 Punkte zu Buche, lediglich die Chinesen Wang Zongyuan/Xie Siyi (467,82) und Andrew Capobianco/ Michael Hixon (444,36) aus den USA lagen vor den Europameistern. Alle anderen hatten gepatzt.
Für den deutschen Vorspringer sind die letzten Olympischen Spiele noch nicht vorbei. Am Montag geht es mit dem Vorkampf im Einzelwettbewerb vom 3-Meter-Brett weiter, auch hier hat er eine Medaillenchance. „Egal, wie es jetzt weiter läuft“, meinte der Berliner, „ich bin schon absolut happy.“Klar ist schon jetzt, dass er seine olympische Laufbahn anschließend beenden wird, 2024 in Paris will Hausding nicht mehr antreten. „Drei Jahre hört sich nicht viel an, für mich klingt das wie eine Dekade.“