Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ebinger Bürger im Dialog mit Korn Recycling
Firmenchef Alexander Korn stellt sich mit seinem Team den Fragen und Bedenken
ALBSTADT - Zahlreiche Interessierte informierten sich am Samstagvormittag in der Ebinger Innenstadt über das geplante Vorhaben der Albstädter Firma Korn Recycling. Am Rande des Marktgeländes standen der Firmenchef und eine kleine Mannschaft von ihm Rede und Antwort.
Im Spitalhof, kurz vor dem Marktgelände, stellten sich Firmenchef Alexander Korn, sein Prokurist Wolfgang Kowalczyk sowie mehrere Mitarbeiterinnen und zwei Ingenieure den Fragen der Passanten. Viele nutzten dieses Angebot, Befürworter wie Gegner des geplanten Heizkraftwerks Ebingen gleichermaßen. Wie bereits mehrfach berichtet, will die Albstädter Firma Korn Recycling am bestehenden Firmenstandort unterhalb des Malesfelsens eine Heizkraftanlage bauen.
Hier soll nicht einfach Müll entsorgt, also verbrannt, werden. Nein, durch ein aufwendiges Verfahren will man aufbereitete, vorsortierte, qualitätsgesicherte Abfallstoffe aus Gewerbemüll in Wärme umwandeln und vor Ort nutzen: 70 000 Megawattstunden Strom und zehn Megawattstunden Wärme pro Jahr, also Strom für 20 000 Haushalte.
Egal ob Windkraftanlagen oder solch ein Heizkraftwerk – manche Bürger plagen Ängste: Geruchsbelästigung, Lärmbelästigung, eventuell sogar Schadstoffe in der Luft? Und weil man bei Korn Recycling nicht blauäugig ist, nimmt man diese Sorgen ernst und will die Bürger aufklären, in einen Dialog mit ihnen treten, so die Intention des Unternehmens. Dies funktionierte am Samstag.
Jürgen Pfaff war einer der Bürger, der bei seinem Einkauf auf dem Markt gleich seine Fragen zum Kraftwerk loswerden konnte. „Ich finde diese Transparenz vorbildhaft“, sagte der Ebinger nach dem Gespräch mit Alexander Korn. „Ich bin ein Gegner, wohne in der Weststadt, und glaube nicht, was Sie sagen“, sagte ein anderer Passant. Doch er hörte sich die Argumente von Prokurist Wolfgang Kowalczyk an und wurde seine Bedenken los.
Eine ältere Dame sagte: „Ich finde es gut, was ihr macht. Und für die am Schloßberg könnt ihr ja etwas Grün drum herum machen, dann sind die vielleicht auch zufrieden.“Zufrieden waren die Gegner, die sich weiter unten am Kirchgraben positioniert hatten, und die Bürger davon überzeugen wollten, dass die geplante Anlage Risiken birgt, keineswegs. Aber einer von ihnen, Siegfried Sauter, kam dann doch vor Ort erstmals ins Gespräch mit Korn-Geschäftsführer Alexander Korn.
Sauter stellte klar, dass er nicht generell gegen eine Müllverbrennung sei, aber die Anlage sei zu nahe an der Innenstadt, in der Nähe von Kindergärten und Schulen, die Tallage sei schon allein aufgrund der oft vorhandenen Inversionswetterlage schlecht, der Kamin mit einer Höhe von 40 Metern viel zu kurz bemessen, in Meßstetten ein Gewerbegebiet vorhanden, in das man ausweichen könne, und es gäbe bereits viele solcher Anlagen in Deutschland, die nicht ausgelastet seien, weshalb man in Ebingen nicht auch noch Müll von auswärts ankarren müsse.
„Wir sind keine linksradikalen Spinner“, fügte Siegfried Sauter hinzu. Dass man eine andere Position einnehmen könne, sprach Alexander Korn den Gegnern nicht ab, zeigte Verständnis. „Aber bitte verbreiten Sie keine Unwahrheiten“, mahnte der Firmenchef. Das sei alles andere als fair. „Acht Ihrer zehn aufgelisteten Punkte sind schlichtweg falsch“, fügte Ingenieur Horst Laß hinzu. Man könne diese hoch moderne, zertifizierte und streng überwachte Anlage auch nicht mit Müllverbrennungsanlagen aus den 1960ern und 1970ern des vergangenen Jahrhunderts vergleichen.
„Aus dem Kamin kommt etwas heraus, an dem Leute sterben können“, äußerte Siegfried Sauter. Der Ingenieur entgegnete: „Jeder Holzofen ist gegen unsere Anlage die reinste Katastrophe, was den CO2Ausstoß betrifft.“Zum von den Gegnern vorgeschlagenen AlternativStandort Meßstetten meinte Alexander Korn: „Das ist das Sankt-FlorianPrinzip.“Bedeutet, potentielle Bedrohungen nicht zu lösen, sondern auf andere zu verschieben.
Am Ende dieses Vormittags, an dem sich wirklich viele Bürger über Einzelheiten und Nutzen der Heizkraftanlage aufklären ließen, zeigte sich das Korn-Team zufrieden. Man konnte gute Gespräche führen und aufklären.
„Es wurden kritische Fragen gestellt, denn viele können sich solch ein Kraftwerk nicht vorstellen. Aber nach dem Gespräch sah die Welt meistens anders aus“, resümierte Prokurist Wolfgang Kowalczyk.