Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit Motivationsübungen durch den Lockdown
Die Abteilung Schwimmen des TV Mengen steht vor Herausforderungen
MENGEN - Die Schwimmhallen sind coronabedingt geschlossen, Schwimmkurse können nicht stattfinden, Sportler nicht trainieren. Ernst Selg, selbst Trainer und Leiter der Abteilung Schwimmen des TV Mengen, erzählt, wie es in seinem Verein aktuell aussieht.
Ein nur zur Hälfte durchgeführter Schwimmkurs im Frühjahr, soeben den zweiten aufgrund erneuter Hallenschließung unterbrochen – das ist gemäß Selg die Lage in Mengens Hallenbad. „Ich gehe sogar davon aus, dass die komplette Indoor-Saison ins Wasser fällt“, prognostiziert er. Bis zu deren Ende, jeweils im April, haben im Schwimmverein normalerweise bis zu zehn Wettbewerbe der Leistungsgruppen stattgefunden, davon allein im November bereits rund drei. Im Coronajahr 2020 habe der Verein aufgrund der Schließungen und Auflagen keine ausreichende Trainingsmöglichkeit gefunden. Insgesamt fünf bis sechs Wochen sei ein vernünftiges Trainieren möglich gewesen.
Auch der Schulsport, ebenso wie die Schwimmkurse für die Kleinsten ab fünf Jahren sind nicht möglich. „Zunächst konnten zum Schulbeginn die Auflagen gelockert werden“, sagt Selg. Zuvor habe sich der Verein, wie die anderen Vereine auch, vor der Durchführung umfangreicher Hygienekonzepte gesehen. „Das war ein Riesen Aufwand: Dokumentationen schreiben, Fieber messen, Abstände einhalten.“Zur Realisierung habe es mehrere Trainer, mehrere Leute, mehr Zeit benötigt. Bedenke man, sagt Selg, dass gerade Schwimmen ein aufwendiger Trainingssport sei, könne man sich die Herausforderung vorstellen, die Kurse so durchzuführen, dass unter allen Auflagen noch einigermaßen Realität habe übermittelt werden können. „Wir hatten und haben aber von den Stadtwerken und dem Stadtrat tolle Unterstützung“, sagt Selg. „Bis jetzt wurden wir in keiner Minute alleingelassen. Mengen schätzt und unterstützt einfach seine Sportler.“
Dennoch: „Wenn Sport nicht mehr ausgeübt werden kann, wird es uns nicht anders ergehen als vielen anderen Sportvereinen aktuell.“Nämlich dass das, was man sich über die Jahre aufgebaut hat, verloren gehen wird. „Die Auswirkungen der jetzigen Zeit werden wir erst später spüren“, sagt Selg. Nach den Sommerferien öffnen normalerweise die Bäder für den Nachwuchs, der schwimmen lernen soll, eine der großen Hauptaufgaben des Vereins. Im Mengener Schwimmverein gibt es zwei aufeinander aufbauende Bereiche: „Wir haben einmal Schwimmkurse für die Kleinen. Wer will, zumeist die Sieben- bis Zehnjährigen, kann danach die Schwimmarten jeweils kind- und altersgerecht vertieft erlernen. Danach geht es ab zehn Jahren, je nach Fähigkeit mit Training, weiter, bis später in die Gruppe der jugendlichen Breitenund Leistungssportler, wo Technik und Leistung trainiert werden“, so Selg. All dies liegt auf dem Trockenen, die Schwimmer sind ans Wasser gebunden. „Es läuft für uns noch ein wenig schwieriger als für Vereine, die bei Hallenschließung draußen trainieren können“, sagt Selg.
Virtuelle Trainingschallenges und Trockentrainingspläne werden demnächst über eine Videoplattform, aktuell noch via WhatsApp, an die Schwimmer übermittelt. Eine Laufchallenge-Gruppe wird per E-Mail geführt. Mit Motivation könne es gemeinsam zu schaffen sein, mit Paraband und Beweglichkeitsübungen die Schwimmkondition zu Hause zu erhalten, um sie wieder im Wasser einsetzen zu können, wenn wieder Normalität eingekehrt ist. Eine Übungsfläche für eine weitere Leistung, die Vereine erbringen: „Ein Verein übermittelt eine wichtige gesellschaftliche Komponente“, sagt Selg. Ob Sozialkompetenz und die Werte, die man aus dem Verein in den Alltag hineintragen kann, über den Verein hinaus im Alltag Bestand haben, könne man gerade jetzt in dieser Corona-Ausnahmezeit überprüfen. „Jetzt sind wir abhängig von den steigenden Zahlen“, sagt Selg. Die Hoffnung sei aber da, dass der Schwimmsport bald wieder aufgenommen werden kann. „Ich glaube, das wünschen sich alle in allen Vereinen. Sobald man wieder darf, werden wir unseren Sport wieder aufnehmen und dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben.“