Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit Schere, Umhang und Auflagen
Friseursalons öffnen unter Auflagen – Kunden zahlen Corona-Aufschlag
MESSKIRCH - Seit Montag dürfen auch die Friseursalons im Kreis Sigmaringen wieder öffnen. Das bedeutet für die oftmals selbständigen Handwerker eine große Erleichterung nach den Wochen der zum Schutz vor dem Coronavirus staatlich durchgesetzten Verordnung. Doch so ganz ungetrübt ist die Erleichterung bei Friseurmeisterin Dagmar Wilbert-Heitzmann, die seit elf Jahren den Salon „Friseur Wilbert“in Meßkirch führt, nicht.
„Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, ob das alles klappt mit den ganzen Auflagen“, sagt die Inhaberin des Friseurladens am Montag, „aber bis jetzt funktioniert es prima“. Dann rattert sie die Liste mit Vorsichtsmaßnahmen nach Vorschrift runter.
Bereits an der Eingangstür steht ein Tischchen, auf dem ein Regelblatt mit den Sicherheitsvorkehrungen für die Kunden liegt, daneben steht Desinfektionsspray bereit. Warteplätze gibt es nicht, alle Kunden müssen beim Betreten des Geschäfts eine Gesichtsmaske aufsetzen. An der Kasse ist zum zusätzlichen Schutz vor Tröpfcheninfektion eine Plexiglasscheibe eingebaut worden. „Um die Abstände einhalten zu können, haben wir auch ein paar Friseurstühle ausbauen müssen“, erklärt Chefin Wilbert-Heitzmann, „und die verbliebenen Stühle werden nach jedem Kunden gereinigt.“
Nicht zu übersehen sind auch die Masken in den Gesichtern der Friseurchefin und ihren insgesamt neun Mitarbeiterinnen, was der Atmosphäre in dem Geschäft einen leicht klinischen Touch verleiht. Der Stimmung
im Salon kann das aber nichts anhaben, man merkt den Friseurinnen trotz Mundschutz die Freude darüber an, nach Wochen endlich wieder zur Arbeit gehen zu können. Doch das Arbeiten mit Maske bringt sie schneller außer Puste als sonst. „Wir haben bei den Masken ein paar Varianten“, sagt die Chefin, „aber so richtig toll ist keine.“
Das Einhalten der Maßnahmen sorge selbstverständlich für einen höheren Arbeitsaufwand und auch höhere Materialkosten, die schon allein aus wirtschaftlichen Gründen an die Kunden weitergegeben werden müssten, so die Friseurmeisterin.
Denn ihr Team – so viel verrät sie – schaffe wegen der Hygieneauflagen nur etwa ein Drittel der Kunden, die es unter regulären Bedingungen bedienen könnte. Den aufgrund der Schließzeit verlorenen Umsatz könne sie so nicht aufholen, sagt Wilbert Heitzmann. Aktuell werden deshalb drei Euro Corona-Aufschlag pro Kunde fällig. Die meisten von ihnen trügen es mit Fassung. „Höchstens am Telefon werden manche Leute ungemütlich, wenn sie nicht so schnell wie sonst einen Termin bekommen“, sagt Dagmar WilbertHeitzmann. Für die erste Maiwoche ist das Friseurgeschäft komplett ausgebucht, in der kommenden Woche gebe es aber noch Termine.
Ihre Zeit ist knapp, denn von 8.30 Uhr am Morgen bis zum Ladenschluss um 18.30 Uhr wollen die Friseurinnen noch so viele Kunden wie möglich abfertigen – trotz Auflagen. „Ich bin aber heute wahrscheinlich noch bis um zehn, halb elf beschäftigt“, sagt die Inhaberin. Denn um die Hygienestandards einzuhalten, muss je Kunde auch ein Umhang heiß gewaschen werden.
Ein Video zur Wiedereröffnung des Salons gibt es unter
www.schwaebische.de/ corona-friseur-sig