Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein Zeichen von Respekt
Bis vor Kurzem waren Menschen mit Mundschutz in asiatischen Metropolen für Besucher aus Europa ein exotischer Anblick. Was soll das schon bringen, fragten sich die Gäste angesichts der dünnen Papierfetzen vor dem Mund. Und das fragen auch Fachleute wie Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery, der die Idee einer Maskenpflicht „lächerlich“findet und vor einer vermeintlichen Sicherheit warnt. Und das fragen sich auch viele Bundesbürger, die staunend einen kompletten Kurswechsel der Regierungen in der Maskenfrage verfolgt haben: Rieten Experten und Politiker anfangs noch von den „Virenschleudern“ab, wird die Mundbedeckung mit der fragwürdigen Wirkung bundesweit zur Pflicht. Richtig überzeugend ist die noch nicht: Manche Bundesländer änderten zuletzt binnen Stunden ihre Meinung, und da Bußgelder vielerorts noch nicht feststehen, wird aus dem „Soll“wohl nur langsam ein „Muss“.
Tatsächlich sollte niemand glauben, die bisherigen Einschränkungen ließen sich mit ein paar Gesichtslappen wegwischen. Einen wirksamen Schutz vor Corona kann es wohl nur mit professionellen Masken geben. Die sind aber nach wie vor rar und gehören deshalb dahin, wo sie dringend benötigt werden. Die einfachen Mund-Nasen-Bedeckungen können – egal ob selbst gemacht oder gekauft – keine Sicherheit vor Ansteckung bieten. Allerdings weisen neue Studien und praktische Erfahrungen von Städten wie Jena darauf hin, dass auch ein einfacher Schutz das Virus wahrscheinlich bremsen kann.
Zudem geht es auch um etwas anderes: Wer die Maske in der Öffentlichkeit trägt (und auch tragen kann, denn das wird für Kinder und Menschen mit Atemproblemen schwierig), zeigt zwei Dinge: dass er Corona ernst nimmt – und sich um seine Mitmenschen sorgt. Das ist auch der Grund, warum viele Asiaten schon seit Jahren mit Mundschutz unterwegs sind. Es geht nicht um die Angst vor eigener Ansteckung, sondern um das Wohlergehen und die Ängste der anderen. Die Masken sind sichtbares Zeichen von Respekt gegenüber den Mitmenschen. Sie mögen nicht vor dem Virus schützen, doch sie stärken den Zusammenhalt der Gesellschaft.