Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
29-Jähriger räumt Taten offenbar ein
Nach Brand in Friedrichshafen: Fahrzeughalter können ihre Autos aus Parkhaus holen
FRIEDRICHSHAFEN - Nach den Bränden in der Häfler Innenstadt am frühen Sonntagmorgen hat die Polizei aufgrund von Zeugenhinweisen den mutmaßlichen Täter schnell aufgreifen können. Mittlerweile hat der 29-Jährige, der in Untersuchungshaft sitzt, die Taten offenbar eingeräumt, wie mehrere Medien berichten. Es sei eine spontane, willkürliche Tat gewesen. Von der Polizei war diesbezüglich gestern keine weitere Auskunft zu erhalten.
„Klonk, klonk, klonk, klonk“: Es war ein lautes Donnern, das so manchen Anwohner in der Schanzstraße am Sonntagfrüh aus dem Schlaf riss. Der Tatverdächtige, der zum Tatzeitpunkt offenbar betrunken war, versuchte – wie berichtet – zunächst gegen 5 Uhr, mit einem überdimensionierten Blumenkübel eine Scheibe des Waffenladens in der Schanzstraße einzuschlagen. Das wurde ihm letztlich wohl auch zum Verhängnis, denn eine Zeugin informierte daraufhin die Polizei.
Da ihm der Einbruch aufgrund des Sicherheitsglases nicht gelang, zog der Mann laut bisheriger polizeilicher Erkenntnisse weiter in Richtung Parkhaus am See, wo er auf verschiedenen Parkebenen mehrere Autos in Brand steckte. Auch den Brand im Raumausstattungsgeschäft Friedrich in der Karlstraße, der kurz darauf ausbrach, rechnet die Polizei dem Tatverdächtigen zu.
Die Polizei beziffert allein den Schaden an den betroffenen Autos auf über 100 000 Euro. Außerdem müssen Untersuchungen nun zeigen, wie es um das Haus in der Karlstraße und um das Parkhaus am See bestellt ist, das gerade erst vom Stadtwerk am See für rund 1,8 Millionen Euro saniert wurde. Laut Sebastian Dix, Sprecher des Stadtwerks, wolle man in den nächsten Tagen festlegen, was zu tun ist. Bis auf Weiteres bleibe das Parkhaus aber gesperrt. „Ein Statiker war schon an Silvester vor Ort und gab grünes Licht, dass die Fahrzeuge, die sich noch in dem Parkhaus befinden, herausgefahren werden können. Es war zuvor nicht klar, ob das sicher ist“, sagt Dix. Mittlerweile sei etwa die Hälfte der Autos abgeholt worden. Demnach befinden sich noch knapp 50 Autos auf den jeweiligen Parkdecks.
Betroffene Fahrzeughalter können sich bereits seit Montag beim Stadtwerk am See melden und ihr Auto nach Absprache aus dem Parkhaus holen. „Das Procedere dabei ist, dass ein Mitarbeiter von uns den Autobesitzer zu seinem Fahrzeug begleitet, den Schaden gemeinsam mit dem Autobesitzer kurz begutachtet und dokumentiert und dann die Ausfahrt ermöglicht“, erklärt Dix das Vorgehen. Es könne immer nur einer auf einmal sein Fahrzeug holen, so Dix weiter.
Scheibe kaum beschädigt
Nicht zu vergessen das Waffenhaus: Erst vor etwa zwei Monaten hatten Unbekannte eine Scheibe des Geschäfts mit einem Wackerstein eingeschlagen und die Auslage ausgeräumt. Es war der zweite Einbruch in den vergangenen 20 Jahren. Nun wurde erneut versucht, in das Geschäft einzusteigen. Die Scheibe hat diesmal gehalten und den Einbruchsversuch erstaunlich gut überstanden. Zumindest sind oberflächlich kaum Beschädigungen zu erkennen.
Unklar ist derweil noch, ob der 29-jährige Tatverdächtige auch für den Brand in einem Lagerschuppen der Bahn in der Nähe des Häfler Stadtbahnhofes verantwortlich ist. Dort war bereits einige Stunden zuvor, gegen Mitternacht, ein Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr hatte also in dieser Nacht alle Hände voll zu tun. Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand dankt allen Einsatzkräften: „An solchen Tagen wird uns allen ins Bewusstsein gerufen, welch wertvolle und wichtige Arbeit unsere Einsatzkräfte bei Feuerwehr, Sanitätsdiensten und Polizei leisten. Als Oberbürgermeister und auch als Bürger dieser Stadt möchte ich mich herzlich und mit großem Respekt und ausdrücklicher Anerkennung bedanken bei allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die nicht nur in dieser Nacht und in den Morgenstunden des 30. Dezember auf den Beinen waren und sind, um zu löschen, zu helfen und zu ermitteln. Sie leisten großartige Arbeit, gehen für uns an ihre Grenzen und setzen ihre Zeit und Kraft ein – für uns alle. Das ist nicht selbstverständlich, sondern ein großartiger Beitrag für uns alle. Mein Dank gilt schon jetzt allen, die in diesem Jahr für uns da sein werden.“