Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit dem Dreikönigskonzert beginnt das Jubiläumsjahr
Neue Dirigenten wandeln sicher zwischen Zauberland und Trinidad
GAMMERTINGEN – Beim traditionellen Dreikönigskonzert der Stadtkapelle gaben vier neue Dirigenten ihren Einstand. Im Jahr ihres 170-jährigen Bestehens konnte die Stadtkapelle mit einem gut gewählten Repertoire zeigen, was in ihr steckt. Die Aula des Gymnasiums war bestens besucht, die Zuhörer sichtlich begeistert.
Drei Musikkapellen, die Vorgruppe, die Jugendkapelle und die Stadtkapelle, warteten mit viel Elan auf. Schon die Vorgruppe der beiden Gemeinden Gammertingen und Neufra unter der Leitung der Jungmusikanten Annika Jaudas und Kilian Heißel ließ erahnen, dass der Verein auf einem guten Weg ist. Heißel dirigierte „Tiritomba“und Jaudas „Taco Time“und weil die gut zehn „Frischlinge“mit ihrer Tuba-Unterstützung reichlich Beifall bekamen, spielten sie gerne – wie Udo Rapp bei seinem Dank einfließen ließ – auch bei Regen „leise rieselt der Schnee“. In der Jugendkapelle spielen neben Gammertingen die Teilorte Feldhausen, Harthausen und Kettenacker sowie Neufra mit. Danach marschierten die Jugendlichen auf die Bühne. Gefühlvoll begannen sie ihre Aufführung mit „The Lion King“von Elton John. Danach begrüßte ihr neuer Dirigent Dietmar Pelz das Publikum. Der Musiklehrer mit Dirigentenausbildung kommt aus St. Johann-Bleichstetten und hat im September 2017 die Jugendkapelle übernommen. „Musik“, so Pelz, „kann man immer aufs Leben übertragen“und „ist die Basis für uns Menschen“. Die Poesie, wie sie Kurt Gäble im Stück „Zauberland“ausdrückt, sei ebenfalls elementar: In der Filmmusik „Skyfall“, arrangiert von Jay Bocook, kommen unterschiedliche Emotionen zum Ausdruck, hier lenkte Pelz die Aufmerksamkeit des Publikums auf die einzelnen Register, die abwechselnd die Führung übernahmen. Als Zugabe gaben die gut 20 Jungmusiker temperamentvoll und mit Pauken und Trompeten „Eye oft the Tiger“.
1848: Eine stürmische Zeit
Bei seinem Gruß- und Dankeswort verwies Udo Rapp vom VorstandsTrio auf die schwierige Zeit, die nun bei diesem gelungenen Auftakt hinter der Kapelle liege: „Bei uns war’s wie in der Politik ziemlich stürmisch im letzten Jahr.“Dies passe zum 170jährigen Bestehen: „Wir sind froh, dass sich 1848, in einer sehr stürmischen Zeit, einige unserer Vorfahren zum Musizieren gefunden haben.“Im Mai gibt es im Alten Oberamt eine Ausstellung dazu und im Juli wird beim Bezirksmusikfest in Gammertingen groß gefeiert. Er präsentierte Hilger Huntgeburth als weiteren neuen Dirigenten. Dieser und der Vorstand Hans Wannenmacher hatten ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet.
Wie bereits in den Vorjahren führten Barbara Bonanno und Thomas Zeiler charmant durch das Programm: Schwungvoll eröffneten die gut 40 Musiker und ihr Dirigent mit „Rock Opening“. Gleich beim nächsten Stück bewiesen die Musiker, dass sie sich mit Tschaikowski auf klassischem Terrain sicher bewegen: In einer Kurzversion von Mike Story entführten sie das Publikum in das Land der Nussknacker, Mäusekönige und Zuckerfeen. Gefühlvoll ging es mit der „Pavane in Blue“von Ted Huggens weiter, um danach mit Elan das Stück „Jubilance“von James Swearingen zu interpretieren. Das Programm, ausgesucht von Vorstand Hans Wannenmacher und Dirigent Huntgeburth, zeigte sich in seiner Bandbreite sehr abwechslungsreich. Mit Josef Bachs „Viribus Unitis“fühlte man sich gar an ein KurparkOrchester erinnert. Ob der poppig inszenierte Rock-Mix von Bon Jovi, die „Montanas del Fuego“oder das feurige „Trinidad“von Josef Basting, der Dirigent wies den Weg, den er sich vorstellte. Ohne zwei Zugaben ließen die Zuhörer ihre Stadtkapelle nicht gehen.
Die Ehrungen des Blasmusikverbandes Sigmaringen nahm in Vertretung von Helmut Barth, der krankheitshalber pausieren musste, Willi Lutz, der stellvertretende Verbandsdirigent, vor: „Was wäre eine Stadt ohne Vereine, in denen trainiert, geprobt und Gemeinschaft gepflegt wird?“, fragte er. Erwin Zeiler erhielt Urkunde und Nadel für 30 Jahre Mitgliedschaft. Aktuell ist er bei den scheidenden Lauchert-Oldies aktiv und der Vorstand hofft, dass er wieder in der großen Stadtkapelle spielt. Paul Straubinger, Tuba, und Thomas Bodenmüller, Tenorhorn, wurden für „40 Jahre aktive Tätigkeit zur Förderung der Musik“geehrt. Zum Ehrenbrief bekamen diese beiden Musiker noch die Ehrenmitgliedschaft der Stadtkapelle verliehen.