Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Tobas langer Weg zurück
Der Olympiaheld von Rio scheitert bei der WM am Finaleinzug – Ngyuen und Herder machen es besser
MONTRÉAL (SID/dpa) - Von Zero wieder zum Hero – auf diesem Weg ist Andreas Toba bei den Weltmeisterschaften in Montreal kaum vorangekommen. Nach zwei Mittelklasseübungen am Pauschenpferd und an den Ringen musste der olympische Turnheld von Rio de Janeiro erkennen, dass drei Knieoperationen und eine fast einjährige Wettkampfpause nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sind.
„Die Übung am Pferd war unsauber. An den Ringen wurde mir ein Teil überhaupt nicht angerechnet. Das ist schon echt frustrierend“, meinte Toba und übte nach der verpassten Qualifikation fürs Finale scharfe Selbstkritik. „Es ist einfach nicht perfekt gelaufen. Ich konnte das Comeback nur ein wenig genießen.“Keiner hatte vom letztjährigen deutschen Mehrkampfmeister einen Finaleinzug erwartet, doch schwache Wertungen von 12,933 Punkten am Pauschenpferd und 12,900 Zählern an den Ringen nagten an Toba, der am Samstag 27 Jahre alt wird.
Nachdem Toba in Rio trotz gerissenem Kreuzband noch seine Übung am Pauschenpferd geturnt hatte, um seine Mannschaft ins Finale zu bringen, war der kurzerhand zum „Hero de Janeiro“geadelte Kunstturner auf den Glamourbühnen der Republik herumgereicht worden und hatte zahlreiche Preise, darunter den Bambi, eingesammelt. Völliges Neuland für den Mannschaftsturner, der über Jahre stets im Schatten von Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen stand.
Letzterer erreichte in Montreal im Alter von 30 Jahren sein erstes Einzelfinale bei einer Turn-WM. Am Sonntag kämpft er um die Medaillen am Barren. Obwohl seine Übung am Vortag nicht hundertprozentig war, reichten dem Unterhachinger am Dienstag 14,933 Punkte, um zum Abschluss der Quali als Siebter in den Endkampf zu ziehen. Im Mehrkampffinale am Donnerstag steht indes erstmals Philipp Herder. Der deutsche Vizemeister beendete die Qualifikation mit 79,831 Zählern auf Rang 17. Medaillenchancen hegt der Berliner nicht, eine Top-Ten-Platzierung wäre schon ein großer Erfolg. Nach nur wenigen Minuten war die WM für Andreas Bretschneider vorbei. Ausgerechnet bei dem von ihm kreierten Doppelsalto mit zwei Schrauben stürzte er vom Reck.
Parallelen zu Tobas Auftritt in Rio durchlitt gestern der erfolgreichste Athlet der Turngeschichte. Kobei Uchimura musste seinen Sechskampf wegen einer Verletzung am linken Knöchel abbrechen. Der zweimalige Olympiasieger und sechsmalige Weltmeister ging zwarnach dem Sprung noch an das nächste Gerät. Doch nach dem Barren hatten die Qualen für den kreidebleichen Japaner, der im Innenraum bei Gehversuchen immer wieder zusammensank, ein Ende.