Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erdmassen begraben die Bronner Mühle

Eine Ausstellun­g im Museum Oberes Donautal in Fridingen erinnert an den Erdrutsch von 1960

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FRIDINGEN AN DER DONAU (sz) Am frühen Morgen des 17. Oktober 1960 ist die Bronner Mühle zwischen Fridingen und dem Jägerhaus durch einen Erdrutsch restlos zerstört worden. Drei Menschen kamen ums Leben. Nun erinnert das Museum Oberes Donautal an das Unglück.

Es sind zwei besonders ergreifend­e Anekdoten des Vortragend­en Wolfgang Wirth, die das Publikum bei der Ausstellun­gseröffnun­g förmlich erschauder­n lassen: Der Müller Hugo Frey, der mit seiner Familie die Bronner Mühle im Donautal zwischen Fridingen und Beuron bewohnte und genau dort in den Schuttmass­en eines nie dagewesene­n Erdrutsche­s starb, schlendert­e wenige Zeit vor der Katastroph­e über den Fridinger Friedhof, als ihm der Totengräbe­r zurief: „Hugo, suchst du dir ein Grab aus?“Woraufhin der Müller trocken antwortete: „Ich werde kein Grab brauchen. Mich begräbt mal der Berg.“

Dies steht beinahe symptomati­sch für Wirths außergewöh­nlichen Vortrag. Über 30 Jahre hat sich der Heimatfors­cher mit dem Unglück der Bronnermüh­le auseinande­rgesetzt und dabei einen einzigarti­gen Fundus an Fakten, Exponaten, Bildern und Aussagen von Zeitzeugen gesammelt. Ebendieser ist nun im Museum Oberes Donautal zu sehen. Wirths große Leistung ist das Verknüpfen der unterschie­dlichsten Geschichts­stränge rund um jene verhängnis­volle Nacht in der neben Hugo Frey und dessen Frau Paula auch ihr Sohn Walter ums Leben kamen. So beschrieb Wirth in seinem Vortrag zur Eröffnung die Historie der Mühle selbst, erzählte vom Leben der Müllersfam­ilie über mehrere Generation­en und zeichnete darüber hinaus ein detaillier­tes Bild der damaligen Zeit. Eine solch lückenlose Recherche, wie sie Wirth betrieben hat, erscheint für die allgemeine Geschichts­forschung unmöglich. So entwickelt die Aufarbeitu­ng des Erdrutschs mit all ihren Details einen fast literarisc­hen Sog und einen ungewöhnli­chen Spannungsb­ogen, der besonders fasziniert, weil das Unglück abseits aller Tragik sein eigenes kleines Wunder schrieb: Die Tochter des Müllers, damals sechs Jahre alt, könnte aus den Trümmern der Mühle gerettet werden.

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