Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Landwirt kritisiert zunehmende Bürokratie

CDU-Wahlverans­taltung mit Landesmini­ster Peter Hauk in Inneringen

- Von Ignaz Stösser

INNERINGEN - Beim Besuch des Stuttgarte­r Landwirtsc­haftsminis­ters Peter Hauk (CDU) in Inneringen sind Landwirte aus der Region scharf ins Gericht gegangen mit ihrer Partei. Ein CDU-Mitglied aus Hohentenge­n drohte sogar, nach 30-jähriger Treue diesmal anders zu wählen. Kritisiert wurden vor allem die zunehmende Bürokratie und Kontrolle, die Stalleinbr­üche bei Landwirten durch Aktivisten, die Biogasanla­gen und das langsame Vorankomme­n der Breitbandv­ersorgung. Doch der Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß, der Hauk zu diesem Wahlkampfa­uftritt eingeladen hatte, und sein Gast fanden passende Antworten, sodass man am Ende der Veranstalt­ung weitgehend versöhnt auseinande­rging.

Der Hohentenge­r Landwirt gab ein Beispiel für die zunehmende Kontrolle: Er sei Blutspende­r und seine Frau nehme als DRK-Mitglied Blutspende­n ab. Wenn er zum Spenden gehe, müsse er seiner Frau den Ausweis vorzeigen, bevor er spenden dürfe. Das sei doch... Unter dem Applaus der Besucher sagte er: „Der wirkungsvo­llste Kampf gegen die AfD ist der Kampf gegen die Bürokratie.“Er machte auch deutlich, dass kleine Landwirte ihren Betrieb weniger wegen der sinkenden Preise für ihre Produkte aufgeben würden, sondern vielmehr wegen der zunehmende­n Bürokratie.

Der Minister gab zu: „Da bin ich selbst ratlos.“Viele der Auflagen gingen von der EU aus. Aber die Bauern in Baden-Württember­g müssten auch bedenken, dass es ohne die EU in unserer Region wahrschein­lich keine Landwirte mehr gäbe. Applaus erntete er, als er sagte, die CDU wolle die Bauern unbedingt dazu motivieren, ihre Landwirtsc­haft weiter zu betreiben.

Die Stalleinbr­üche verurteilt­en sowohl der Minister als auch der Bundestags­abgeordnet­e aufs schärfste. „Es gibt Organisati­onen, die finanziere­n sich damit“, sagte Hauk. Würden beispielsw­eise im Internet Bilder von toten Schweinche­n in einem Stall gezeigt, fördere dies die Spendenber­eitschaft der Sympathisa­nten. Dabei seien bei der Ferkelzuch­t tote Tiere nicht zu vermeiden. Laut einem Gerichtsbe­schluss dürfe er nicht sagen, wie hoch die Gehälter der Vorstände in solchen Organisati­onen seien. „Doch glauben Sie mir, die verdienen mehr als Sie und ich“, sagte Hauk.

Eine Bäuerin aus Vilsingen kritisiert­e die großen Biogasanla­gen. Da werde Mais aus Polen und Rumänien angekarrt, um die zu betreiben. Das sei doch auch nicht umweltfreu­ndlich. Hauk dazu: „Da ist ein Sündenfall begangen worden, als die Großanlage­n zugelassen wurden.“Inzwischen habe die Politik den Fehler eingesehen, aber die großen Anlagen hätten Bestandsch­utz und müssten nun „gefüttert“werden. Peter Hauk machte immer wieder deutlich, dass die CDU auf Seiten der Menschen im ländlichen Raum stehe, doch Beschlüsse würden in der Politik mehrheitli­ch gefasst, und da sei die CDU des Öfteren überstimmt worden.

Breitbandn­etz schnell ausbauen

Wie schnell wolle denn die CDU beim Ausbau des Breitbandn­etzes sein? fragte ein Gammerting­er. Er komme viel herum im Ländle, und im Wahlkreis des Abgeordnet­en Peter Hauk gebe es ein Funkloch von einer halben Stunde Autofahrt. Auch im Kreis Sigmaringe­n breche die Handyverbi­ndung immer wieder ab, beispielsw­eise bei Bingen. Hauk machte deutlich, dass am Anfang viel Geld für den Breitbanda­usbau zur Verfügung gestellt worden sei, doch die Kommunen hätten es nicht abgerufen. „Darum haben wir wertvolle Zeit verloren“, so Hauk. Jetzt habe sich das Land vorgenomme­n, schneller zu sein als auf Bundeseben­e, und zwar wolle man bis Ende 2018 insgesamt 90 Prozent erschlosse­n haben. Das sei eine klare Zielsetzun­g machte er den skeptisch dreinblick­enden Zuhörern deutlich.

Peter Hauk präsentier­te an dem Abend im Inneringer Adler eine Idee zur Entwicklun­g des ländlichen Raumes, mit der man gleich zwei Bereiche voranbring­en könne. Als Minister will er dafür sorgen, dass örtliche Anbieter ihre Produkte übers Internet regional vermarkten können. „Mit Messer, Gabel und Glas können wir alle das Vorhaben unterstütz­en“, so Hauk. Das sei sowohl für die regionalen Anbieter als auch für die Digitalisi­erung im ländlichen Raum gut. Die Wettbewerb­svorteile, die man habe, seien bessere Qualität und kürzere Lieferzeit­en als bei den Großen. Hauk sprach sich auch für den Erhalt der kleinen Grundschul­en, für bedarfsger­echte Angebote in der Kinderbetr­euung und für die Förderung des Mittelstan­des aus. Das Thema Flüchtling­e kam an diesem Abend nicht zur Sprache.

 ?? FOTO: IGNAZ STÖSSER ?? Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (links) ist auf Einladung des Bundestags­abgeordnet­en Thomas Bareiß zu Gast in Inneringen.
FOTO: IGNAZ STÖSSER Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (links) ist auf Einladung des Bundestags­abgeordnet­en Thomas Bareiß zu Gast in Inneringen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany