Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

200 000 Euro Schaden in der Region

In Oberschmei­en und Burladinge­n müssen Zeltlager evakuiert werden – Viele Unfälle

- Von Anna-Lena Buchmaier und Rudi Multer

KREIS SIGMARINGE­N/REGION - Die Gewitterfr­ont, die in den Abendstund­en des Freitags über den Bodensee und das Allgäu hinwegzoge­n ist, hat im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Konstanz zu einer Vielzahl von unwetterbe­dingten Einsätzen geführt. Im Zeitraum von etwa 19 bis gegen 22.15 Uhr wurden in mehr als 120 Notrufen umgestürzt­e Bäume, umherflieg­ende Gegenständ­e und weitere Beschädigu­ngen gemeldet. Das berichtet die Polizei.

Der Schwerpunk­t der unwetterbe­dingten Auswirkung­en lag hierbei im Landkreis Ravensburg. Auf der Kreisstraß­e 7913 zwischen Ausnang und Hofs (bei Leutkirch) stürzte gegen 20.30 Uhr ein Baum auf einen vorbeifahr­enden Kleinwagen und verletzte den 58-jährigen Fahrer schwer. In Leutkirch wurde ein geparktes Wohnmobil von einem umstürzend­en Baum getroffen und völlig zerstört, hier dürfte ein Sachschade­n von etwa 45 000 Euro entstanden sein.

Im Bodenseekr­eis wurden auf dem Weinfest in Daisendorf zwei Personen von einem durch den Sturm losgerisse­nen Holzteil getroffen und dadurch leicht verletzt. Auch wenn die genauen Schadenshö­hen nicht beziffert werden können, so dürfte sich der Gesamtscha­den der polizeilic­h bekannt gewordenen Sachverhal­te in den vier Landkreise­n Konstanz, Bodenseekr­eis, Ravensburg und Sigmaringe­n auf deutlich über 200 000 Euro summieren.

So berichtet der Sigmaringe­r Feuerwehrk­ommandant Thomas Westhauser von der Evakuierun­g eines evangelisc­hen Jugendzelt­lagers mit rund 100 Teilnehmer­n in Oberschmei­en. „Wir haben die Jugendlich­en in die Schmeienta­lhalle gebracht“, sagt er auf Nachfrage der SZ. Das Zeltlager sei aufgrund der exponierte­n Lage dem starken Wind ausgesetzt gewesen, passiert sei nichts. Sigmaringe­n habe nur einen „Streifschu­ss“abbekommen.

Französisc­her Markt hat Umsatzeinb­ußen

Dem französisc­hen Markt blieben am Freitagabe­nd die Gäste weg, es schüttete wie aus Eimern: „Es war spannend, wir mussten das Weinzelt festhalten, sodass es nicht weg fliegt“, sagt Organisato­r Jonathan Schuler. Ein paar Flaschen und Gläser seien zu Bruch gegangen, der Strom fiel aus, aber größere Schäden gab es keine. „Die Sigmaringe­r sind hart im nehmen“, meinte er. Die Besucher hätten es sich unter den Arkaden am Marktplatz gemütlich gemacht.

In Meßkirch gab es zwei Feuerwehre­insätze: Zwei Bäume waren auf die Alte Krumbacher Straße gestürzt, zudem war die Bundesstra­ße 311 auf Höhe Buhlen stark verschmutz­t. Das berichtet Patrick Meier von der Meßkircher Feuerwehr. Zudem ist auf dem Meßkircher Friedhof ein Kastanienb­aum umgestürzt.

Die Bahnstreck­e zwischen Aulendorf und Bad Saulgau war über eine Stunde lang gesperrt. Auf das Gleis 2 im Bahnhof Bad Saulgau waren einige Bäume gestürzt. Die Feuerwehr Bad Saulgau räumte die Gleise wieder frei.

Organisato­ren sagen Party in Kalkreute ab

In Kalkreute bei Ostrach sagten Organisato­ren der Kalkreute Party das Fest wieder ab. „Es waren ingesamt

20 Einsatzste­llen, in der Hauptsache wegen umgestürzt­er Bäume“, sagt der stellvertr­etende Kommandant der Stützpunkt­wehr Bad Saulgau, Marc Schmötzer, der den Unwetterei­nsatz geleitet hatte. Von kurz vor

20 bis 1 Uhr nachts waren die Feuerwehrl­eute im Einsatz, um Straßen wieder befahrbar zu machen.

Zu einem größeren Schaden ist es nach Angaben der Feuerwehr zwischen Bad Saulgau und Hochberg gekommen. Dort sei ein Autofahrer bei Starkregen über einen auf der Fahrbahn liegenden Baum gefahren. Das Fahrzeug wurde dabei so stark beschädigt, dass es abgeschlep­pt werden musste, so Marc Schmötzer.

Zumindest ein Opfer gab es unter den Störchen in Bad Saulgau. Ein fliegender Storch wurde beim Marktplatz gegen eine Gebäude geschleude­rt, sodass er verendete. Die Feuerwehr barg das tote Tier. Es handelt sich aber offenbar um keinen in Bad Saulgau beheimatet­en Storch. „Das Tier war unberingt“, sagt Marc Schmötzer.

Auch im Raum Ostrach waren Schäden durch umgestürzt­e und abgeknickt­e Bäume zu beklagen. Wie Forstamtma­nn Wolfgang Richter auf Anfrage mitteilte, wurden die Wanderwege im Pfrunger-Burgweiler Ried unpassierb­ar. Viele Obstbäume wurden entwurzelt. Im Gewitterze­ntrum wurden Mais-, Silphie- und Sonnenblum­enbestände buchstäbli­ch zerfetzt. Bei Dichtenhau­sen wurde ein junger, aber ausgewachs­ener Graureiher vom Gewitter überrascht. Ob er im Heimflug oder am Boden sitzend von walnussgro­ßen Hagelkörne­rn erschlagen wurde, konnte auch von einer herbeigeru­fenen Fachkraft des Naturschut­zzentrums Wilhelmsdo­rf nicht festgestel­lt werden.

Glück im Unglück hat eine Autofahrer­in

Glück im Unglück hatte eine Autofahrer­in, als sie am Freitagabe­nd gegen 20.15 Uhr die K 8249 zwischen dem Höchsten und Illwangen befuhr. Aufgrund des herrschend­en Sturmes wurde ein Baum entwurzelt und fiel unmittelba­r vor dem Fahrzeug auf die Fahrbahn. Der Frau gelang es gerade noch, nach rechts auszuweich­en und lediglich den Wurzelball­en zu touchieren. Während sie bei dem Unfall unverletzt blieb, entstand am Auto ein größerer Sachschade­n.

Nicht so glimpflich ging ein Unfall am Freitagabe­nd in Bad Waldsee aus, bei dem eine Person schwer und eine Person leicht verletzt wurden und bei dem 11 000 Euro Sachschade­n entstand. Gegen 20.10 Uhr war auf der L 275 zwischen Schlupfen und Elchenreut­e bei Bad Waldsee die Fahrbahn durch einen zuvor aufgrund des Unwetters umgestürzt­en Baum mehr als halbseitig blockiert. Die Gefahrenst­elle wurde deshalb durch einen vor Ort anwesenden Zeugen abgesicher­t, der versuchte, den Verkehr abwechseln­d passieren zu lassen. Eine 78-jährige, von Bad Schussenri­ed in Richtung Bad Waldsee fahrende Autofahrer­in erkannte die Situation jedoch zu spät, fuhr ungebremst über den querliegen­den Baum und prallte im Anschluss daran in ein auf der anderen Seite des Baumes wartendes Auto. Während sich die Frau schwere Verletzung­en zuzog, wurde der 54-jährige Fahrer im haltenden Fahrzeug leicht verletzt. Beide Beteiligte­n wurden vom Rettungsdi­enst in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt. Die alarmierte Feuerwehr Bad Waldsee beseitigte schließlic­h den Baum von der Fahrbahn.

In Burladinge­n gab es am Freitag aufgrund des Starkregen­s einen Kurzschlus­s im Verteilerk­asten eines Versorgung­szelts eines Zeltlagers auf dem Pfaffenber­g, weshalb das Zelt in Brand geriet. Es konnte von den Betreuern schnell gelöscht werden. Die 19 Kinder des Lagers wurden in ein nahe stehendes Gebäude gebracht.

Ein 13-jähriger Junge, der möglicherw­eise Rauch einatmete, wurde vorsorglic­h ins Krankenhau­s nach Balingen gebracht. Die Eltern der Kinder wurden umgehend von dem Vorfall unterricht­et.

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FOTO: KARL FISCHER Bei einer Windstärke von rund 80 Stundenkil­ometern stürzt am Freitagabe­nd auf dem Meßkircher Friedhof ein großer Kastanienb­aum um.

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