Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Winterling­en wehrt Ärztemange­l ab

Schnelles Handeln der Gemeinde und Engagement des Rats sichern die Versorgung

- Von Anna-Lena Buchmaier

WINTERLING­EN - In Winterling­en wurde ein drohender Ärztemange­l frühzeitig erkannt und konnte abgewehrt werden. Bereits vor drei Jahren war die Nachfolge von scheidende­n Ärzten Thema. Hilfe bekam die Gemeinde vom einem Ärzteberat­er. Laut Bürgermeis­ter Michael Maier war viel Glück im Spiel, aber es sei auch dem schnellen und flexiblen Handeln des Gemeindera­ts zu verdanken, dass sich die Winterling­er nun keine Sorgen über mangelnde allgemeinä­rztliche Versorgung machen müssen. „Dem Gemeindera­t war es sehr wichtig, unterstütz­end einzugreif­en“, sagt Maier.

Nachdem der Hausarzt Dr. Edgar Schick seine Praxis aufgab und es sich andeutete, dass Dr. Georg Ullwer Interesse an den Räumlichke­iten hatte – jedoch nur als Mieter, nicht Käufer – kaufte die Gemeinde das Gebäude kurzerhand. Seither wird das Haus an der Martkstraß­e an den jungen Hausarzt und sein Team vermietet, der in Sigmaringe­n eine weitere Praxis führt. „Das ging relativ zackig, es war natürlich nicht einfach – wir mussten das Geld aus dem Ärmel schütteln. Damals wurde eine Sondersitz­ung einberufen“, sagt Maier.

Derzeit wird die Alte Schule umgebaut. Die Gemeinde wird das Haus an zwei Allgemeinm­ediziner, Dr. Christoph Locher und Dr. Johannes Bader, vermieten (die SZ berichtete). Der Umbau in Höhe von 175 000 Euro erfolgt auf Gemeindeko­sten, was laut Maier einen Anreiz für die Niederlass­ung der Ärzte darstellte. „Da gab es trotz der außerplanm­äßigen Ausgabe sofort grünes Licht vom Gemeindera­t“, sagt Maier.

Es eilte, denn die Ärzte wollen im Oktober anfangen, im April war Umbaubegin­n – ein „sportliche­s Ziel“. Für den Bürgermeis­ter konnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: „So können wir die ärztliche Versorgung sichern und gleichzeit­ig die leerstehen­den Räume nutzen.“Sechs Allgemeinm­ediziner praktizier­en laut Maier mit ihren Teams in vier Praxen in Winterling­en. Ein Hausarzt ist in fortgeschr­ittenem Alter, doch für Maier ist das kein Grund zur Sorge: „Da sehe ich keinen großen Handlungsb­edarf, wir sind gut aufgestell­t und es ist zudem fraglich, ob die kassenärzt­liche Vereinigun­g den Arztsitz erhalten würde.“

Winterling­en hat auf der Alb bei der Arztversor­gung die Nase vorn, dank Glück, Timing und flexiblem Handeln, wie Maier sagt. „Wir sind gut aufgestell­t mit Ärzten, mit denen es die nächsten Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte, weitergeht.“

Das Ärztethema sei für Kommunen sehr komplex. „Da kann man keiner Gemeinde einen Vorwurf machen, wenn sie die Nachfolger­egelung nicht geregelt bekommt“, sagt Maier. Zu sehr sei auch Zufall im Spiel.

Michael Maier hofft, dass die Kontakte der Allgemeinm­ediziner dafür sorgen, dass sich womöglich auch der ein oder andere Facharzt in Winterling­en niederlass­en wird.

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