Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ohne Sentimentalitäten
Ausgerechnet gegen Ex-Club Hoffenheim muss Firmino mit Liverpool glänzen
SINSHEIM (SID/dpa) - Wenn Julian Nagelsmann am Dienstagabend gegen zwanzig vor neun zum ersten Mal die Champions-League-Hymne von der Trainerbank aus hört, ist Gänsehaut angesagt. „Die Vorfreude ist sehr groß. Es ist etwas ganz Besonderes, gegen so einen großen Namen in Europa zu spielen“, sagte der Trainer der Hoffenheimer vor dem ersten der beiden Millionen-Spiele gegen den FC Liverpool und Kumpel Jürgen Klopp. „Für uns ist das wie ein Finale eines großen Wettbewerbs“, sagte Stürmer Andrej Kramaric vor dem Qualifikations-Hinspiel zur Königsklasse (20.45/ZDF und Sky) dem „kicker“. „Wir wollen ins Konzert der Großen kommen, dafür müssen wir einen Großen schlagen. Meine Spieler und ich können ein paar Instrumente spielen, vielleicht gelingt uns das ganz gut“, so Nagelsmann.
Dass sie dafür zweimal über sich hinauswachsen müssen, ist im beschaulichen Kraichgau jedem bewusst. Liverpool flog als haushoher Favorit nach Deutschland, auch wenn der Premier-League-Auftakt beim FC Watford misslang (3:3).
Zumal sich der Bundesligist am Wochenende beim 1:0 im Pokal bei Rot-Weiß Erfurt auch nicht mit Ruhm bekleckerte. „Zu Hause, ein Heimspiel in der Champions League – das ist sicher nicht vergleichbar“, sagte Stürmer Sandro Wagner, der sich rechtzeitig fit meldete: „Liverpool wird auch selbst das Spiel machen wollen, da werden wir ein paar mehr Räume haben.“Die Rolle des Außenseiters muss dabei kein Nachteil sein. „Der ganze Druck liegt auf ihrer Seite“, sagte Kramaric: „Sie wissen genau, was für sie auf dem Spiel steht. Wenn sie die Champions League verpassen, ist das, als hätten sie ein ganzes Jahr verloren.“
Dagegen wird Roberto Firmino ganz sicher an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren. „Wir haben nicht immer um die Spitzenplätze gekämpft, aber wir hatten ein gutes Team und ich hab viele Tore in den vier Spielzeiten geschossen“, so der 25-Jährige im „Times“-Interview. Dennoch gibt es bei Firmino keinen Platz für Sentimentalitäten. „Ich schreibe hier eine neue Geschichte und freue mich, zum ersten Mal gegen sie zu spielen.“
Von 2011 bis 2015 stand Roberto Firmino Barbosa de Oliveira, wie er mit vollem Namen heißt, bei der TSG unter Vertrag, bevor er in die Premier League wechselte. Ein großer Schritt, doch der Brasilianer setzte sich in Anfield sofort durch und war gleich in seiner ersten Saison Topscorer der Reds. Mittlerweile hat er in 91 Spielen für Liverpool 24 Tore erzielt. Und „Firmino hat die Saison in toller Form begonnen“, wie das „Liverpool Echo“lobte und prophezeite, dass der ehemalige Hoffenheimer für die Champions-League-Ambitionen der Reds nicht nur am Dienstag auf dem Platz eine Schlüsselrolle spielen wird. „Er wird garantiert vorher auf InsiderWissen abgefragt.“