Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
King-Kong in der Küchenzeile
Biennale der Künstler im Haus der Kunst
MÜNCHEN (KNA) - Die Biennale der Künstler im Münchner Haus der Kunst bietet einen Überblick über zeitgenössische Kunst und geht zugleich der Frage nach, ob Werke von Frauen und Männern unterschiedlich bewertet werden.
Strenger Bitumengeruch durchzieht die minimalistisch möblierte Eingangshalle zur diesjährigen Biennale der Künstler im Münchner Haus der Kunst. Die einer Küchenzeile ähnelnde Installation von Rasso Rottenfusser reflektiert die Küche als Statussymbol heutiger Männer. Schräg gegenüber zeigt Daniela Comani Fotos ihres Rollenspiels einer „glücklichen Ehe“. Ihre fiktive Frage lautet: „Ihr seht euch so ähnlich … seid ihr seit Langem zusammen?“Dazu wandelt die Künstlerin zwei berühmte Romantitel von Ernest Hemingway und Gustave Flaubert in „Die alte Frau und das Meer“und „Monsieur Bovary“um.
Bis 24. September ist die Schau des Münchner Künstlerverbundes zu sehen. Sie steht unter dem Motto „Faktor X – das Chromosom der Kunst“. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, ob Themen und Techniken von Kunstwerken auf das Geschlecht des Schöpfers schließen lassen.
Der starke Teergeruch stammt von einer gigantischen King-KongSkulptur. Sechs Tage lang hat ein Team von vier Leuten den riesigen Gorilla von Gregor Passens aufgebaut. Die mit teerhaltigen Dachplatten gepflasterte Stahlskelettfigur drückt mit ihrem Haupt gegen das Gitterdach und wirkt, wie deren Schöpfer sagt, wie in einen Käfig eingesperrt. Es soll eine Anspielung darauf sein, wie es Künstlern als Akteuren im Kunstmarkt ergeht. Der Film „King Kong und die weiße Frau“entstand wie das Haus der Kunst in den 1930er-Jahren. Männlichkeit galt als das Hässliche, das der Schönheit weiblicher Verführungskunst verfällt und schließlich daran zugrunde geht.
Wahrnehmung und Wertschätzung
Mehr als 60 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland nehmen dieses Mal an der Biennale teil. Ihre Werke beschäftigen sich mit anthropologischen, genetischen bis hin zu politischen Einflussgrößen der „Wahrnehmung und Wertschätzung“von Kunst im Alltag und dem Kunstbetrieb. Mit weniger Künstlern, höherer Qualität und inhaltlicher Konzentration war die neue Form einer Ausstellung regionaler Künstlerverbände im Sommer vor vier Jahren erfolgreich gestartet. Die Fotografie „Gestrandeter“von Andreas Rumland erinnert an diesen Neuanfang mit einem leisen mühevollen Hecheln.
Neben den von einer Jury ausgewählten Arbeiten fand in der Präsentation auch eine breite Regalwand Platz. Sie besteht aus 41 Kuben, die Künstler und Künstlerinnen nach eigenen Vorstellungen mit teils sehr reizvollen Arbeiten zum Thema ausgestalten konnten. Einer der niederländischen Vertreter flankiert den vielfältigen Reigen mit einer zarten Neudeutung des Autos.
„Sein Vater habe ihn so oft in seinem Leben an unterschiedlichen Orten aufgesammelt, dass er jedes Mal ein Foto vom anhaltenden Auto anfertigte“, erzählt und erläutert Maurice van Es sein Werk. Die Bilder seien ein Dankeschön für die Unterstützung, die ihm sein Vater angedeihen ließ.