Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Menschenskinder Königin Sirikit
Es ist schon eine Weile her, dass die Thailänder ihre Königin Sirikit zu Gesicht bekommen haben. Im Oktober vergangenen Jahres begleitete die alte Dame den Leichenzug, mit dem ihr verstorbener Ehemann, König Bhumibol, durch Bangkok in den Großen Palast gebracht wurde. Seither wurde Somdet Phra Nang Chao Sirikit Phra Borommarachininat – so der volle Name – in der Öffentlichkeit nicht mehr gesehen. An diesem Samstag, 12. August, ist ihr 85. Geburtstag – und offizieller Feiertag sowie Thailands Muttertag gleich dazu. Ob Sirikit feiert, weiß man nicht. Früher gehörten ihr die Titelblätter der Welt, heute lebt sie völlig zurückgezogen, verehrt wird sie noch immer.
Die „Vanity Fair“rühmte sie einst als „Asiens Jackie Kennedy“, die „Paris Match“als schönste Königin überhaupt. In den 1950er- und 60er-Jahren galt Thailands Königin als Inbegriff der Schönheit, zumal der asiatischen. Die Liaison zwischen Bhumibol und der Diplomatentochter – sie war 15, er 19 – war eine der größeren Liebesgeschichten des internationalen Adels. Sirikit stammt selbst aus königlicher Familie. Hochzeit und offizielle Krönung wurden 1950 gefeiert. Dann ging es zurück in die Schweiz. Die jungen Royals waren dem europäischen Jetset zugetan, erwiesen sich als treue Gäste der Festspiele in Salzburg und Bayreuth, sie zudem als eine der besten Kundinnen der Pariser Nobel-Schneider. Beim Staatsbesuch 1960 in Deutschland lag ihr die halbe Bundesrepublik zu Füßen. Das Paar bekam vier Kinder: drei Töchter und einen Sohn, den heutigen König Maha Vajiralongkorn, der jedoch nach drei gescheiterten Ehen keine offizielle Partnerin hat. Somit bleibt Sirikit für ihr Volk die Königin, obwohl sie eigentlich „nur“die Königinmutter ist und seit einem Schlaganfall 2012 den Palast in Bangkok kaum noch verlässt. Christoph Sator