Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Einiges ist vorangegangen
Mit zwei zweiten Rängen bestätigen die deutschen Skispringer beim Saisonfinale in Planica einen Zugewinn auch ihrer fliegerischen Qualitäten
PLANICA (dpa/SID/sz) - Am Ende seiner besten Saison bestieg Andreas Wellinger mit einem zufriedenen Lächeln zum zwölften Mal das WeltcupPodium. An der Seite von Superflieger Stefan Kraft und Japans Altmeister Noriaki Kasai genoss der Skispringer die letzte Siegerehrung des Winters. Zum krönenden Triumph beim wegen schlechter Windbedingungen im zweiten Durchgang abgebrochenen Saisonfinale fehlten Wellinger am Sonntag in Planica zwar 8,1 Punkte – doch auch Platz zwei hinter dem Weltcup-Gesamtsieger aus Österreich sorgte bei dem 21-Jährigen für Glücksgefühle. „Es ist unglaublich, was seit Mitte Januar passiert ist“, sagte Wellinger. „Ich hatte so viele Erfolgserlebnisse – einfach Wahnsinn.“
Nach einem Flug auf 238,5 Meter musste der Team-Olympiasieger erneut nur Kraft den Vortritt lassen. Der 23-Jährige flog auf 250 Meter und holte sich mit seinem achten Saisonsieg erstmals die Große Kristallkugel. Hinter Polens Vierschanzentourneesieger Kamil Stoch und dem Norweger Daniel Andre Tande beendete Wellinger den Weltcup-Winter als Vierter. „Es war eine tolle Saison für ihn. Er ist noch nie konstant auf einem so hohen Niveau gesprungen und hat den Durchbruch geschafft“, lobte Bundestrainer Werner Schuster seine derzeitige Nummer 1. „Er kann stolz sein auf diese Leistung.“Lohn sind auch gut 135 000 Euro an Prämien, die Wellinger allein im Weltcup verdient hat.
Neben den zwölf Podestplätzen im Weltcup (mit dem Heimsieg in Willingen als Krönung) holte Wellinger bei der WM in Lahti noch zweimal Silber im Einzel und Gold im Mixed. Nur an Stefan Kraft kam er nicht vorbei. Gold-Double bei der WM, acht Saisonsiege und Gesamttriumph im Weltcup sowie mit 253,5 Metern ein neuer Weltrekord im Skifliegen – der Pongauer („Der Gesamtweltcup ist sicher mein Karriere-Highlight“) war der Mann der Superlative in diesem Winter.
In Abwesenheit von Frontmann Severin Freund, der nach einem Kreuzbandriss an seinem Comeback arbeitet, blühte in Werner Schusters Team auch Markus Eisenbichler so richtig auf. Der 25-Jährige krönte seine starke Saison mit Einzel-Bronze und Mixed-Gold bei der WM und stand dreimal auf dem Weltcup-Podium, das er beim Finale knapp verpasste: Mit 243 Metern lag er am Sonntag als Vierter 0,7 Punkte hinter dem 44-jährigen Kasai, der mit 239 Metern zum 100. Mal (!) in seiner Karriere die 200-Meter-Marke überflog. Trösten konnte sich Markus Eisenbichler mit dem deutschen Rekord, den er am Vortag mit 248 Metern im Probedurchgang zum Teamwettbewerb aufgestellt hatte. Der Siegsdorfer verbesserte die seitherige Bestmarke von Freund und Wellinger um gleich drei Meter. „Das ist schon etwas extrem Wertvolles für mich. Mein Vater hat mich mal gefragt, was ich in meiner Karriere erreichen will. Da habe ich gesagt, dass ich mal den deutschen Rekord halten möchte.“Abgehakt!
Auch Geiger kommt ins Fliegen
Zwar verpassten die deutschen SkiAdler am Samstag den ersten Teamsieg im Skifliegen seit 17 Jahren. Doch auch Rang zwei hinter Norwegen war Beleg für die Entwicklung der Mannschaft, in der diesmal der Oberstdorfer Karl Geiger mit 243,5 Metern – neuer persönlicher Bestweite – glänzte. „Podium ist super, davon waren wir in den vergangenen Jahren doch recht weit weg“, befand Werner Schuster. „Es ist in dieser Saison einiges vorangegangen.“Und: Es zahlte sich aus, dass Norwegens viermaliger Skiflug-Weltmeister Roar Ljökelsöy 2016/17 erstmals im deutschen Trainerstab mitarbeitete.
Viel Zeit zum Feiern bleibt aber nicht. „Wir wollen die Zeit gut nutzen“, kündigte der Bundestrainer mit Blick auf den Olympiawinter an. „Die Entwicklung ist noch nicht zu Ende.“