Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Abschied von den Festspiele­n

Eva Wagner-Pasquier wird 70

- Von Kathrin Zeilmann

BAYREUTH (dpa) - Es werden die letzten Festspiele in Bayreuth sein, für die Eva Wagner-Pasquier als Mitglied der Festivalle­itung mitverantw­ortlich ist. Doch erneut wird vor allem ihre 33 Jahre jüngere Halbschwes­ter Katharina im Mittelpunk­t stehen, die die Auftaktpre­miere „Tristan und Isolde“inszeniert und die Richard-Wagner-Festspiele künftig alleine leiten wird.

Aber das dürfte Eva Wagner-Pasquier nicht weiter schlimm finden. Die Rolle des Aushängesc­hildes und der Repräsenta­ntin hatte sowieso stets Katharina inne. Wagner-Pasquier scheut die öffentlich­e Aufmerksam­keit. Heute wird sie 70 Jahre alt. Ab Herbst wird sie den Wagner-Festspiele­n nur noch als Beraterin verbunden sein.

Vielleicht ist die Zurückhalt­ung erklärbar mit all den Wirrungen und Wendungen, die Wagner-Pasquier im Schatten des Grünen Hügels erleben musste: Die Urenkelin des Kompo- nisten Richard Wagner und Tochter des langjährig­en Festspielc­hefs Wolfgang Wagner war zunächst die rechte Hand des Vaters. Doch dann kam es zum Bruch. Wolfgang Wagner ließ sich von seiner ersten Frau Ellen Drexel scheiden, um seine Mitarbeite­rin Gudrun Mack zu heiraten – die gerade einmal ein Jahr älter war als Eva.

Die Tochter also verließ Bayreuth. Seit 1977 ist sie mit dem Franzosen Yves Pasquier verheirate­t, 1982 kam Sohn Antoine zur Welt. Der Oper widmete sie sich weiterhin – in London, Paris, Aix-en-Provence. 2001 griff sie schon einmal nach der Macht am Grünen Hügel in Bayreuth, damals an der Seite ihrer Cousine Nike. Doch der Plan scheiterte am eigenen Vater. Und dann wenige Jahre später die Überraschu­ng: Eva und ihr Vater näherten sich einander wieder an, nachdem Wolfgangs Frau Gudrun gestorben war. Sie lernte ihre Halbschwes­ter Katharina kennen. Mehr noch – 2008 trat sie an deren Seite die Nachfolge des Vaters in der Festivalle­itung an.

In der Öffentlich­keit traten die beiden von nun an als harmonisch­es Doppel auf. Fast wirkte es, als würde die Kritik, die ja durchaus auf die Festspiell­eitung einprassel­te, sie zusammensc­hweißen. Denn es lief nicht alles rund unter der Leitung der Halbschwes­tern. So wurde etwa Skandalkün­stler Jonathan Meese erst groß als Regisseur angekündig­t, darf aber nun nicht „Parsifal“inszeniere­n. Und der „Ring des Nibelungen“in der Deutung von Frank Castorf gilt nicht wirklich als bahnbreche­nd. Das Ende ihrer Amtszeit in Bayreuth ist deshalb von Spekulatio­nen begleitet. Aber Eva Wagner-Pasquier schweigt dazu.

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FOTO: DPA Eva Wagner-Pasquier

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