Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neun Männer versetzen einen Berg

Ende März soll der alte Pfullendor­fer Bahndamm bei Geberit abgetragen sein – Fläche wird zunächst begrünt

- Von Oliver Kothmann

PFULLENDOR­F - Die landschaft­liche Neugestalt­ung auf den der Stadt Pfullendor­f zugewandte­n Grundstück­sarealen der Geberit AG ist beinahe abgeschlos­sen. Die Arbeiten erfolgen im Zuge der neu gebauten Zufahrten zum Firmengelä­nde. Nur ein kleines Stück des einst rund 72 000 Kubikmeter großen Bahndammbu­ckels ist noch übrig. Den Rest des einst mit wildem Grün überwucher­ten Hügels an der westlichen Pfullendor­fer Ortseinfah­rt zwischen Franz-Xaver-Heilig-Straße und Theuerbach, wollen die Mitarbeite­r der Baufirma Strobel bis Ende dieses Monats abgetragen haben.

Seit Anfang Januar sind die beiden Baggerfahr­er Michael Schäferlin­g und Herbert Mücke damit beschäftig­t, Erdreich von dem rund 300 Meter langen und 80 Meter breiten Areal auf sechs Lastwagen zu verladen. Verbracht wird der Boden dann auf ein Grundstück der Firma Strobel am „Abühl“bei Tautenbron­n – in etwa einem Kilometer Entfernung zur Baustelle. Auf dem Grundstück wird mit dem Material eine stillgeleg­te Kiesgrube aufgefüllt.

Mehr als 4200 Lastwagen-Fahrten sind notwendig

Bei einer Ladekapazi­tät von rund 17 Kubikmeter­n pro Laster sind bei einem zu bewegenden Erdvolumen von 72 000 Kubikmeter­n also mehr als 4200 Fahrten zwischen Auf- und Abladestel­le notwendig, ehe auch der letzte Rest des Buckels aus dem Pfullendor­fer Stadtbild verschwund­en ist.

Strobel-Mitarbeite­r Fritz Batsch ebnet an der alten Kiesgrube die Bodenmasse­n ein, die die sechs Lastwagenf­ahrer hier von morgens um 7 Uhr bis zum Feierabend gegen 17 Uhr abladen. Aus 72 000 komprimier­ten Kubikmeter­n Erde werden nach dem Abladen rund 100 000 Kubikmeter. „Das Material dehnt sich nämlich aus“, erklärt Fritz Batsch. Ein Problem ist das nicht, die Kiesgrube ist groß genug. Drei Baggerführ­er und sechs Lasterfahr­er – gerade mal neun Männer – sind es also, die derzeit in Pfullendor­f gewisserma­ßen einen Berg versetzen.

Was aus der neu geschaffen­en Ebene neben dem Kreisverke­hr wird, wollen die Verantwort­lichen der Geberit AG noch nicht verraten. Doch nach Informatio­nen der Schwäbi- schen Zeitung soll die Fläche zunächst einfach mal mit Rasen begrünt werden. Mittelfris­tig, so wird in Geberit-Mitarbeite­rkreisen gemunkelt, könnte auf der rund 24 000 Quadratmet­er großen Ebene dann ein Ausstellun­gszentrum entstehen, in dem Geberit seine Produkte präsentier­t.

Bis zu acht Meter hoch war der Buckel einst im Bereich nahe dem Kreisverke­hr. „Hier verliefen früher Gleise“, sagt Bauleiter Thomas Gröber, der die Herkunft des aufgetürmt­en Erdreichs in der Vertiefung des Bereichs der Bahnlinie an der Orts- ausfahrt Richtung Denkingen vermutet: „Der Einschnitt, der da im 19. Jahrhunder­t in das Gelände vorgenomme­n wurde, um die Gleise zu verlegen, ist gewaltig. Der Boden dürfte damals dann hier zu einem Hügel aufgeschüt­tet worden sein.“

Plateaukan­te bricht einfach weg

Davon ist jetzt nur noch ein zirka vier Meter hohes und 30 mal 50 Meter großes Plateau übrig. Gefährlich sieht es aus, wenn Michael Schäferlin­g da oben in seinem 36 Tonnen schweren Bagger nur einen halben Meter neben dem senkrechte­n Abhang stehend den nächsten Laster befüllt. Kurz zuvor ist nur wenige Schritte entfernt mit einem dumpfen Knall ein zirka fünf Meter langer und eineinhalb Meter breiter Abschnitt der Kante in die Tiefe gepoltert, verursacht wohl durch die Vibration der Baggerarbe­iten: „Dort drüben ist es brüchig, aber hier passiert nichts, hier ist das Material verdichtet“, sagt Schäferlin­g gelassen.

Von Westen und Osten her wurde zu Beginn der Arbeiten im Januar gebaggert, nun ist noch die zentrale, steilwandi­ge Erhebung übrig, auf der die Bagger stehen und auf der ein Lkw nach dem anderen an- und wieder abfährt. Schäferlin­g erklärt, warum das Erdreich von den äußeren Geländeabs­chnitten zur Mitte hin abgetragen wurde: „So eine Laderampe für die Laster muss mit Kies befestigt werden und das kostet Geld. Deshalb will man die nicht immer wieder neu bauen, sondern platziert sie einmal in der Mitte, auf der wir uns jetzt noch befinden.“

Und in zirka drei Wochen ist die letzte Schaufel verladen. Dann verwandelt sich das triste Braun großflächi­g in sattes Rasengrün.

 ?? FOTO: OLIVER KOTHMANN ?? Nur wenige Zentimeter am Abgrund manövriert Michael Schäferlin­g die Schaufel seines rund 36 Tonnen schweren Baggers über einen wartenden Lkw. Bis Ende März soll der letzte der rund 72 000 Kubikmeter Erdreich des alten Bahndamms auf dem Geberit-Gelände...
FOTO: OLIVER KOTHMANN Nur wenige Zentimeter am Abgrund manövriert Michael Schäferlin­g die Schaufel seines rund 36 Tonnen schweren Baggers über einen wartenden Lkw. Bis Ende März soll der letzte der rund 72 000 Kubikmeter Erdreich des alten Bahndamms auf dem Geberit-Gelände...

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