Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Neun Männer versetzen einen Berg
Ende März soll der alte Pfullendorfer Bahndamm bei Geberit abgetragen sein – Fläche wird zunächst begrünt
PFULLENDORF - Die landschaftliche Neugestaltung auf den der Stadt Pfullendorf zugewandten Grundstücksarealen der Geberit AG ist beinahe abgeschlossen. Die Arbeiten erfolgen im Zuge der neu gebauten Zufahrten zum Firmengelände. Nur ein kleines Stück des einst rund 72 000 Kubikmeter großen Bahndammbuckels ist noch übrig. Den Rest des einst mit wildem Grün überwucherten Hügels an der westlichen Pfullendorfer Ortseinfahrt zwischen Franz-Xaver-Heilig-Straße und Theuerbach, wollen die Mitarbeiter der Baufirma Strobel bis Ende dieses Monats abgetragen haben.
Seit Anfang Januar sind die beiden Baggerfahrer Michael Schäferling und Herbert Mücke damit beschäftigt, Erdreich von dem rund 300 Meter langen und 80 Meter breiten Areal auf sechs Lastwagen zu verladen. Verbracht wird der Boden dann auf ein Grundstück der Firma Strobel am „Abühl“bei Tautenbronn – in etwa einem Kilometer Entfernung zur Baustelle. Auf dem Grundstück wird mit dem Material eine stillgelegte Kiesgrube aufgefüllt.
Mehr als 4200 Lastwagen-Fahrten sind notwendig
Bei einer Ladekapazität von rund 17 Kubikmetern pro Laster sind bei einem zu bewegenden Erdvolumen von 72 000 Kubikmetern also mehr als 4200 Fahrten zwischen Auf- und Abladestelle notwendig, ehe auch der letzte Rest des Buckels aus dem Pfullendorfer Stadtbild verschwunden ist.
Strobel-Mitarbeiter Fritz Batsch ebnet an der alten Kiesgrube die Bodenmassen ein, die die sechs Lastwagenfahrer hier von morgens um 7 Uhr bis zum Feierabend gegen 17 Uhr abladen. Aus 72 000 komprimierten Kubikmetern Erde werden nach dem Abladen rund 100 000 Kubikmeter. „Das Material dehnt sich nämlich aus“, erklärt Fritz Batsch. Ein Problem ist das nicht, die Kiesgrube ist groß genug. Drei Baggerführer und sechs Lasterfahrer – gerade mal neun Männer – sind es also, die derzeit in Pfullendorf gewissermaßen einen Berg versetzen.
Was aus der neu geschaffenen Ebene neben dem Kreisverkehr wird, wollen die Verantwortlichen der Geberit AG noch nicht verraten. Doch nach Informationen der Schwäbi- schen Zeitung soll die Fläche zunächst einfach mal mit Rasen begrünt werden. Mittelfristig, so wird in Geberit-Mitarbeiterkreisen gemunkelt, könnte auf der rund 24 000 Quadratmeter großen Ebene dann ein Ausstellungszentrum entstehen, in dem Geberit seine Produkte präsentiert.
Bis zu acht Meter hoch war der Buckel einst im Bereich nahe dem Kreisverkehr. „Hier verliefen früher Gleise“, sagt Bauleiter Thomas Gröber, der die Herkunft des aufgetürmten Erdreichs in der Vertiefung des Bereichs der Bahnlinie an der Orts- ausfahrt Richtung Denkingen vermutet: „Der Einschnitt, der da im 19. Jahrhundert in das Gelände vorgenommen wurde, um die Gleise zu verlegen, ist gewaltig. Der Boden dürfte damals dann hier zu einem Hügel aufgeschüttet worden sein.“
Plateaukante bricht einfach weg
Davon ist jetzt nur noch ein zirka vier Meter hohes und 30 mal 50 Meter großes Plateau übrig. Gefährlich sieht es aus, wenn Michael Schäferling da oben in seinem 36 Tonnen schweren Bagger nur einen halben Meter neben dem senkrechten Abhang stehend den nächsten Laster befüllt. Kurz zuvor ist nur wenige Schritte entfernt mit einem dumpfen Knall ein zirka fünf Meter langer und eineinhalb Meter breiter Abschnitt der Kante in die Tiefe gepoltert, verursacht wohl durch die Vibration der Baggerarbeiten: „Dort drüben ist es brüchig, aber hier passiert nichts, hier ist das Material verdichtet“, sagt Schäferling gelassen.
Von Westen und Osten her wurde zu Beginn der Arbeiten im Januar gebaggert, nun ist noch die zentrale, steilwandige Erhebung übrig, auf der die Bagger stehen und auf der ein Lkw nach dem anderen an- und wieder abfährt. Schäferling erklärt, warum das Erdreich von den äußeren Geländeabschnitten zur Mitte hin abgetragen wurde: „So eine Laderampe für die Laster muss mit Kies befestigt werden und das kostet Geld. Deshalb will man die nicht immer wieder neu bauen, sondern platziert sie einmal in der Mitte, auf der wir uns jetzt noch befinden.“
Und in zirka drei Wochen ist die letzte Schaufel verladen. Dann verwandelt sich das triste Braun großflächig in sattes Rasengrün.