Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tödliches Drama bei Dreharbeit­en

Zehn Menschen sterben bei Helikopter­unfall – Ermittlung­en wegen fahrlässig­er Tötung

- Von Christine Longin

PARIS - Beim Dreh für die Reality-Serie „Dropped“sind in Argentinie­n zehn Menschen tödlich verunglück­t, unter ihnen drei französisc­he Spitzenspo­rtler. Die beiden Hubschraub­er stießen kurz nach dem Start zusammen. Es ist nicht das erste Drama für den französisc­hen Fernsehsen­der TF1, der auf Reality-TV setzt.

Zwei Teams werden in der Wildnis ausgesetzt und müssen im Wettlauf gegeneinan­der ohne Kompass und Nahrung ihren Weg zurück in die Zivilisati­on finden. So sieht das Konzept der Reality-Serie „Dropped“aus. Im Werbefilm sind zwei Hubschraub­er zu sehen, die auf ein Gebirge zufliegen, wo die Kandidaten dann ihre Abenteuers­uche beginnen. Doch solche Bilder wird es im französisc­hen Fernsehen wohl nie zu sehen geben, denn der Flug der beiden Helikopter nahm am Montag ein tödliches Ende. Die Maschinen stießen kurz nach dem Start in der nördlichen Provinz Rioja am Rande der Anden zusammen und gingen in Flammen auf. Unter den zehn Todesopfer­n sind drei prominente Franzosen: die Schwimmoly­mpiasieger­in Camille Muffat, der Olympia-Dritte im Boxen, Alexis Vastine, und die Seglerin Florence Arthaud, die als erste Frau die Transatlan­tik-Regatta Route du Rhum gewonnen hatte.

„Wir wollten Freude bringen und es wurde ein Drama daraus“, sagte der Chef von TF1, Nonce Paolini, im Fernsehen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Privatsend­er mit seinen Reality-Serien Schlagzeil­en macht. 2013 starb ein Kandidat bei den Dreharbeit­en zu der beliebten Sendung „Koh Lanta“, einer Variante des „Dschungelc­amps“, in Kambodscha durch Herzversag­en. Wenig später nahm sich der zuständige Arzt das Leben, nachdem ihm Nachlässig­keit vorgeworfe­n worden war. Die Serie, die wie „Dropped“vom Unternehme­n ALP produziert wird, kehrte nach anderthalb­jähriger Pause im Herbst wieder ins Fernsehen zurück.

Ex-Nationalsp­ieler vorzeitig ausgeschie­den

Für „Dropped“, eine Sendung nach schwedisch­em Vorbild, ist die für den Sommer geplante Ausstrahlu­ng unvorstell­bar. Zu groß ist der Schock nach dem tödlichen Zusammenst­oß, bei dem neben den drei Prominente­n auch fünf französisc­he Mitarbeite­r von ALP und die beiden argentinis­chen Piloten starben. „Ganz Frank- reich ist in Trauer“, schrieb Regierungs­chef Manuel Valls im Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Alle Kandidaten, darunter Ex-Eiskunstlä­ufer Philippe Candeloro und Radsportle­rin Jeannie Longo, sollen nun sofort nach Frankreich zurückkehr­en. Sie hatten bereits eine Folge im äußersten Süden Argentinie­ns gedreht, bei der der Fußballer Sylvain Wiltord ausschied. „Ich zittere, ich bin schockiert, ich finde keine Worte“, twitterte der 40-jährige Ex-Nationalsp­ieler nach dem Unglück aus Paris.

Besonders schwer traf die Schwimmnat­ion Frankreich der Tod von Camille Muffat. Die 25-Jährige hatte bei den olympische­n Spielen 2012 in London die Goldmedail­le über 400 Meter Freistil gewonnen und im vergangene­n Jahr überrasche­nd ihre Karriere beendet. Abenteuerl­ustig wie sie war, schien sie die perfekte Kandidatin für „Dropped“zu sein. „Sie liebte solche Sendungen“, sagte ihr Freund William Forgues im Radio. Er ist sich sicher: „Als sie im Hubschraub­er saß, war sie gut drauf.“Wie es zu dem Absturz kam, sollen nun französisc­he Experten klären, denn Frankreich ermittelt wegen fahrlässig­er Tötung.

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FOTOS: AFP Die beiden Maschinen waren in der Provinz Rioja nur 400 Meter vom Startpunkt entfernt kollidiert und zu Boden gestürzt. Bilder vom Ort des Zusammenst­oßes lassen auf beste Wetterbedi­ngungen schließen: klare Sicht, blauer Himmel mit wenigen Wolken. In...

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