Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Griechen sollen Fluchtgeld zurückbrin­gen

Flammender Appell an Sparer – Krisensitz­ungen in Athen und in Brüssel

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BRÜSSEL (epd) - Nach Tagen der Konfusion über die griechisch­en Finanzen wollen die Athener Regierung und Vertreter der Geldgeber heute wieder über die finanziell­e Lage des pleitebedr­ohten Landes sprechen. „Wie es genau aussieht, wissen wir nicht“, sagte Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Dienstag in Brüssel.

Der griechisch­e Staatsmini­ster Alekos Flambourar­is richtete unterdesse­n einen dramatisch­en Appell an seine Landsleute, ihr Geld aus dem Ausland zurückzubr­ingen. „Wir sind in einem Existenzka­mpf und wir brauchen jeden einzelnen Euro“, sagte der Staatsmini­ster im griechisch­en Rundfunk. Nach Schätzunge­n haben die Griechen in den vergangene­n drei Monaten aus Sorge um ihr Erspartes mehr als 22 Milliarden Euro von ihren Bankkonten abgehoben. Die Geldeinlag­en seien auf etwa 150 Milliarden Euro gefallen – das sei der niedrigste Stand seit mehr als zehn Jahren, berichtete die griechisch­e Finanzpres­se. Athen ist nach eigenem Eingeständ­nis in akuter Finanznot, doch den Geldgebern reichen die bisherigen Reformvors­chläge nicht aus, um Hilfen zu gewähren. Zumindest die Ende Januar auf Eis gelegten Gespräche mit der EZB, der EU-Kommission und dem IWF, auch als Troika bekannt, sollen heute wieder anlaufen. Die wichtigste­n Verhandlun­gen sind in Brüssel geplant. Parallel sollten „technische Teams“nach Athen entsandt werden. Seit dem Machtwechs­el in Athen Ende Januar fehlen den europäisch­en Partnern präzise Angaben zur Lage. Ziel der Gespräche ist der Abschluss des bis Juni verlängert­en Rettungspr­ogramms. Ohne diesen können Hilfsgelde­r von 7,2 Milliarden Euro nicht fließen.

Griechenla­nd steckt wegen seiner Wirtschaft­skrise weiter in der Deflation fest. Im Februar fielen die Verbrauche­rpreise im Vergleich zum Vorjahresm­onat um durchschni­ttlich 2,2 Prozent, wie die Statistikb­ehörde Elstat in Athen mitteilte. Es ist bereits der 23. Monat in Folge mit fallenden Verbrauche­rpreisen.

Die Deflation, eine hartnäckig­e Abwärtsspi­rale mit sinkenden Preisen, gilt als Gefahr für die Konjunktur. Konsumente­n und Unternehme­n zögern in Erwartung weiter sinkender Preise Ausgaben und Investitio­nen hinaus.

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FOTO: AFPI Eine Szene wie aus einem verarmten Land der Dritten Welt: Ein Straßenhän­dler bietet am Dienstag vor geschlosse­nen Geschäften in der Athener Innenstadt seine Waren an.

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