Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Klares Ja zur Fusion der Vr-bank
Fast 93 Prozent für Verschmelzung mit Volksbank Bad Saulgau – Auch Altshausen dabei
- Recht deutlich fiel die Zustimmung der Vertreterversammlung der VR Bank Riedlingen-federsee zur Fusion mit der Volksbank Bad Saulgau aus. Unter den 169 abgegebenen Stimmzetteln waren nur zwölf Gegenstimmen. Die erforderliche Dreiviertel-mehrheit war mit 92,9 Prozent mehr als erreicht. Fast 99 Prozent der Vertreter der Volksbank Altshausen hatten tags zuvor der Verschmelzung zugestimmt. In Bad Saulgau wird am 3. Juli abgestimmt.
In der Neufraer Donauhalle hatten zuvor der Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Etter und Vorstandsmitglied Albert Schwarz ausgeführt, warum die Verschmelzung der drei Genossenschaftsbanken vorgeschlagen wurde – für den Standort Riedlingen geht nach 151 Jahren Selbstständigkeit ein Ära zu Ende. Nach der Fusion zur zukünftigen VR Bank Donau-oberschwaben wird der Sitz in Bad Saulgau sein; die Zweigniederlassungen firmieren jedoch weiter unter den gewohnten „Marken“.
Der Erfüllungsaufwand aus Gesetzen und Vorgaben sei für regionale Banken im Vergleich zu großen Konzernen kaum noch stemmbar, merkte Etter an: „Fehlende Proportionalität und mangelnde Differenzierung in der Regulierung, angepasst an die Größe einer Bank, führen dazu, dass es zu einer immer stärken Konsolidierung oder, negativ ausgedrückt, Verschwinden oder Sterben der kleinen Häuser auf dem Bankenmarkt kommt.“Um zukunftsfähig aufgestellt zu sein, seien die Fusionsgespräche geführt worden, wobei es sich um „ein Wachstum auf Augenhöhe“und kein bloßes Andocken handle. Das gemeinsame Ziel „Heimat stärken“eines die drei beteiligten Akteure. Eine Schließung von Filialen ist nicht vorgesehen – im Verschmelzungsvertrag wird die Bestandsgarantie der bisherigen Geschäftsstellen für mindestens drei Jahre zugesichert.
„Der Trend bewegt sich, aufgrund der Bewältigung von künftigen Herausforderungen und der Sicherstellung der Leistungsfähigkeit, zu deutlich größeren regionalen Banken“, äußerte sich Vorstandsmitglied Albert Schwarz. Man habe die Chancen und Risiken verschiedener Fusionsalternativen abgewogen. Die vorgeschlagene Verschmelzung bezeichnete Schwarz mit Blick auf die Grafik des Geschäftsgebiets als runde Sache: „Uns verbindet ein gemeinsamer starker Wirtschaftsraum, in dem wir nicht nur wirtschaftlich, sondern
auch mit regionalem und sozialem Engagement verwurzelt sind.“
Der Vorteil für die Mitglieder liege in dem Erhalt und der Optimierung bisheriger Dienstleistungen und Angebote. Zudem bestehe eine größere Innovationsund Investitionskraft, etwa im Bereich der Digitalisierung. Durch Spezialisierung etwa im Private Banking oder bei der Branchenbetreuung für Firmenkunden könne die Leistungsfähigkeit verbessert werden. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels auch im Bankensektor sei es auch von Bedeutung, als Arbeitgeber attraktiv zu sein: „Es entstehen bessere Karrierechancen durch die Erweiterung des Leistungsportfolios und die Bildung größerer Einheiten, wodurch zusätzlich auch die Arbeitsbelastung gesenkt werden kann.“Flexiblere Arbeitszeitmodelle würden ermöglicht, und die Ausbildungsqualität könne verbessert werden.
Im Zuge der Verschmelzung tritt die Volksbank Bad Saulgau als übernehmende Bank in alle Rechte und Pflichten aus den bestehenden Arbeitsverhältnissen ein. Bislang hat nur die Volksbank Bad Saulgau einen Betriebsrat, der einen Interessensausgleichund Sozialplan über die sozialverträgliche Gestaltung des Verschmelzungsprozesses vereinbart. Nach der Verschmelzung wird ein gemeinsamer Betriebsrat für die vereinigte Genossenschaft gebildet.
Die neue VR Bank Donau Oberschwaben mit insgesamt rund 16.800 Mitgliedern und 400 Mitarbeitern wird eine Bilanzsumme von 3,1 Milliarden Euro aufweisen. Zum Vergleich: Die Hauptwettbewerberin im Landkreis Biberach,
die Kreissparkasse, kommt auf eine Bilanzsumme von 6,7 Milliarden Euro.
Fünf Vorstandsmitglieder stehen in der „Startaufstellung“: Klaus Remensperger, Klaus Thaler, Albert Schwarz, Franz Schmid und Gerhard Weiser. Das bisherige Riedlinger Vorstandsmitglied Jochen Beck scheidet somit aus. Der Aufsichtsrat besteht aus 24 Mitgliedern, und zwar acht Mitglieder aus der übernehmenden Genossenschaft, zehn aus Riedlingen und sechs aus Altshausen. Aus Riedlingen stehen zur Wiederwahl: Hans Blersch, Reinhold Buck, Christoph Etter, Reiner Henn, Wolfgang Kettnaker, Markus Knupfer, Andreas Linzmeier, Paul Neubrand, Bernd Schirmer und Hubert Schmid. Wegen Erreichens der Altersgrenze scheidet Dorothea Kuhn aus dem Aufsichtsrat aus; sie wurde für 27jährige Tätigkeit von Wirtschaftsprüfer Kai-uwe Dienstdorf vom Genossenschaftsverband mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. Für den Wahlausschuss gewählt wurden: Dietmar Bartnik, Erwin Fensterle, Karl-heinz Maigler, Manfred Münst, Franz Xaver Ott und Stefan Schwarz.
Die Verschmelzung erfolgt rückwirkend zum 1. Januar 2024. Somit wurde letztmals der Jahresabschluss
der VR Bank Riedlingen-federsee vorgelegt. Die Bilanzsumme hat sich in 2023 um 1,6 Prozent auf 986 Millionen Euro erhöht. Stark zurückgegangen ist die Vergabe neuer Kredite, insbesondere für Baufinanzierungen. Durch hohe Nachfrage im gewerblichen Bereich konnte das Kundenkreditvolumen um 14 Millionen Euro auf 520 Millionen Euro ausgebaut werden. Nach dem plötzlichen Zinsanstieg stabilisierten sich die Kundeneinlagen bei 721 Millionen Euro. Einen Zuwachs von 3,9 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro gab es beim betreuten Kundenvolumen.
Der Zinsüberschuss um 800.000 Euro auf 16,6 Millionen Euro lag deutlich über der Prognose. Da auch der Provisionsüberschuss stärker angestiegen ist als die Verwaltungsaufwendungen, hat sich das Betriebsergebnis um 476.000 Euro erhöht. Die Gewinn- und Verlustrechnung schließt mit einem Ergebnis von rund 9,8 Millionen Euro ab. Abzüglich Steuern und Abführung an den Fonds für allgemeine Bankrisiken verbleibt ein Bilanzgewinn von rund 1,8 Millionen Euro. Rund 780.000 Euro werden mit „Jubiläumsbonus“als Dividende von fünf Prozent an die Mitglieder ausgeschüttet.