Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wenn die Rose zum Knödel mutiert

Auch Tattoos altern – Wie sie lange gut aussehen – Welche Pflege die Haut braucht

- Von Jessica Kliem

Erinnerung­en verblassen, Tätowierun­gen sollen meist bleiben. Doch auch an ihnen geht die Zeit nicht spurlos vorüber, auch ihre Farben werden mit den Jahren blasser. Was man tun kann, damit sich das im Rahmen hält und Ihr Tattoo auch sonst möglichst lange gut aussieht.

Mit den Jahren können Tattoos ausbleiche­n, ihre Linien sich verbreiter­n. Und, klar: „Wenn das Tattoo in jungen Jahren auf eine pralle, elastische, jugendlich­e Haut gestochen wird und die Haut dann altert, dann liegt natürlich das Tattoo auch in Falten“, sagt der Dermatolog­e Professor Peter Arne Gerber, der ein Buch zu Tattoos geschriebe­n hat („Tattoos und Tattooentf­ernung – alles, was man wissen muss“).

Besonders betroffen: Tattoos an Körperstel­len, die über die Jahre verhältnis­mäßig viel Sonne abbekommen, etwa auf den Händen, am Hals oder auf dem Dekolleté. „Wir gehen davon aus, dass 80 Prozent oder mehr der Hautalteru­ng durch Uv-strahlung verursacht werden“, erklärt Gerber. „Das heißt natürlich auch, wenn ich ein Tattoo in Bereiche steche, die chronisch der Sonne ausgesetzt sind, dann muss ich wissen, dass die Haut an diesen Stellen schneller altert.“

Hinzu komme dem Experten zufolge, dass Uv-strahlung die Farbpigmen­te der Tätowierun­g mit der Zeit zersetzt. „Das heißt, dieses Verblassen der Farben oder die Veränderun­g bestimmter Farbtöne sind auch eher in Arealen, die viel Sonne abbekommen, zu sehen.“Besonders auffällig seien Veränderun­gen bei kleinen Tattoos mit fein gezeichnet­en, dünnen Linien. „Da haben wir generell die Situation, dass diese dünnen Linien mit der Zeit verschwimm­en“, sagt Gerber. „Und wenn das dann noch in einem Bereich ist, der viel Sonne abbekommt, dann wird das Ganze noch ein bisschen beschleuni­gt.“

Doch auch Gewichtsve­ränderunge­n können die Optik der Tätowierun­g verändern. Legt man etwa mit der Zeit einige Kilos zu, dehnt sich auch das Motiv. Das betrifft laut der Kölner Dermatolog­in Uta Schlossber­ger besonders oft Tattoos im Bereich des Bauches. Schwangers­chaften können hier ebenfalls eine Rolle spielen. „Dann kann sich so ein Tattoo, gerade wenn man einen Schriftzug hat, echt stark verändern.“Und

bekommt man an der Körperstel­le, an der man tätowiert ist, Dehnungsst­reifen, „dann reißt natürlich auch das Tattoomoti­v“, erklärt Peter Arne Gerber. Bereiche, an denen Tattoos meist verhältnis­mäßig wenig von Veränderun­gen durch Faltenbild­ung und Gewichtssc­hwankungen betroffen sind, sind Dermatolog­in Schlossber­ger zufolge der Rücken oder die Unterschen­kel.

„Tattoos sollten idealerwei­se von vornherein so angelegt werden, dass sie altern können und trotzdem erkennbar bleiben“, sagt Tätowierer­in Stefanie Lamm, die Vorstandsm­itglied beim Bundesverb­and Tattoo ist. Hierfür kommt es vor allem auf die Größe des Motivs und dessen innere Proportion­en an.

„Es gab ja so einen Trend schon mal in den 1980er- und 90er-jahren, nur mit anderen Bildinhalt­en“, sagt die Tätowierer­in. „Und es hat damals schon bei sehr kleinen Motiven, die sehr eng angelegt waren, etwa sehr winzige Drachen mit vielen Details oder die typischen Rosen im Dekolleté,

dazu geführt, dass das heute nur noch dunkle Knödel sind.“

Was kann man tun, damit bereits gestochene Tattoos möglichst lange gut aussehen? Zunächst einmal ist eines wichtig: das Tattoo vor intensiver Sonneneins­trahlung schützen. „Das heißt in erster Linie, das Ganze mit lichtundur­chlässiger Kleidung abdecken“, sagt Dermatolog­e Gerber. Und: „Immer Sonnenschu­tz benutzen“, so Tätowierer­in Lamm. „Das muss auch kein spezielles Tattoo-produkt sein.“Laut Gerber sind Sonnenschu­tzmittel ab Lichtschut­zfaktor 30 gut geeignet. Weil viele Menschen aber dazu neigen würden, Sonnenschu­tz eher zu dünn aufzutrage­n, kann auch ein Sonnenschu­tzmittel mit Lichtschut­zfaktor 50 sinnvoll sein.

Außerdem wichtig: „Die Haut mit rückfetten­den Cremes pflegen, damit sie geschmeidi­g und gut durchfeuch­tet bleibt“, sagt Gerber. „Besonders bei sehr dicht gestochene­n Tattoos, über denen sich die Haut ein bisschen trocken anfühlt oder vielleicht auch

trockener wird.“Ist man unsicher, wie das eigene Tattoo gepflegt werden kann, rät Stefanie Lamm, sich an den jeweiligen Tätowierer oder die Tätowierer­in zu wenden.

Unter Umständen kann es auch Sinn machen, ein Tattoo noch mal von einem Tätowierer oder einer Tätowierer­in überarbeit­en zu lassen. Der Begriff dafür ist Touch-up. „Bei einigermaß­en gutem Umgang mit der eigenen Haut und je nachdem, was das für eine Tätowierun­g ist und welche Wünsche man daran hat, kann man vielleicht mal nach 20 Jahren ein Touch-up in Erwägung ziehen“, sagt Stefanie Lamm.

„Ältere Haut ist meist etwas empfindlic­her und tendenziel­l trockener“, ergänzt die Tätowierer­in. Das heißt ihr zufolge auch, dass man sich im höheren Alter auf eine möglicherw­eise etwas längere Heilungsph­ase einstellen müsse. Sie rät, die Stelle, die tätowiert werden soll, vorher vom Dermatolog­en oder Hausarzt auf etwaige Hautveränd­erungen kontrollie­ren zu lassen.

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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW/DPA Etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschlan­d hat ein Tattoo und noch viel mehr Menschen finden Tätowierun­gen schön. Aber was wird aus den gestochene­n Motiven, wenn die Haut älter und schlaffer wird?

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