Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
95 Jahre in Familientradition
Vor 178 Jahren erbaut – Rosengartenwirt durfte sogar ein Gewehr besitzen
- Jahrhundertelang veränderte sich die Bebauung der Stadt Riedlingen nicht. Außerhalb der ummauerten Altstadt gab es „Ausbrüche“mit der Weilervorstadt und der Mühlvorstadt sowie der Mühlinsel. Das Kapuzinerkloster Mitte des 17. Jahrhunderts entstand ebenfalls wie fast immer außerhalb der Stadtmauern. Erst 1804, nach dem großen Marktplatzbrand und der Öffnung der Michaelskapelle zum „Neue Thor“oder Zwiefalter Tor wurden entlang dieser Straße neue Gebäude errichtet. Eine nächste Entwicklungsmöglichkeit bot sich 1846 mit der Einweihung der Staatsstraße, der heutigen Hindenburgstraße. „Die steinerne Brücke, welche statt den sieben alten gebaut wurde, ist sehr schön und massiv.“Darin enthalten ist auch der Grund einer baulichen Entwicklung nach Süden: Überquerung des Überschwemmungsgebiets. Etwa gleichzeitig mit der Anlage dieser Straße wurde auch die Bebauung der Ortsstraße nach Grüningen (Gammertinger Straße) freigegeben. So war es möglich, dass um 1840 fast zeitgleich zwei Wirtschaften die lange Reihe der Traditionswirtshäuser ergänzten: der Rosengarten (1838) und die Traube (1841). Im Hinblick auf „Wohnraumbeschaffung“stimmte der Stadtrat dieser Stadterweiterung zu.
Schon 1835 erwarb „Schwarz Ochsenwirt“Matthäus Werner um 400 Gulden Wiesengrundstücke, den Platz für sein neues Bauvorhaben. Er nahm die Schildwirtschaftsgerechtigkeit mit und eröffnete hier 1836 den „Rosengarten“. In einer Schildwirtschaft durften „Getränke jeder Art ausgezapft, Gäste verköstigt und beherbergt, Pferde und anderes Zugvieh von Reisenden eingestellt und verpflegt sowie Tänze, Hochzeiten, Taufmahle und andere Gastmahle abgehalten werden“. Optimale Angebote und Bedingungen für die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden bis hinauf nach Ittenhausen. Und alle konnten sich sicher fühlen außerhalb der Stadt, denn dem Wirt wurde genehmigt, „daß die von dem übrigen Gelände zu entfernte Lage des Hauses des Bittstellers es für ihn unabdingbar mache, für jeden Fall durch Haltung eines Gewehres sicher zu seyn und bei dem untadeligen Prädikat desselben kein Mißbrauch zu befürchten seye“(Stadtarchiv Ratsprotokoll 1838).
Bereits 1839 verkaufte Mathäus Werner „Zum Rosengarten“an Gregor Geiselhart aus Lautrach unter Hausnummer 246 „ein zweistöckiges Wohnhaus mit dem dinglichen Schildwirtschaftsrecht, eine besonders stehende Scheuer, einen mit Mauer und Dach versehenen Kegelgraben mit einem Garten auf der anderen Seite der Grüninger Straße und allem Mobiliar um 7000 Gulden“. So weiß man, dass der Rosengarten bereits über eine gedeckte Kegelbahn verfügte. 1845 verkaufte Gregor Geiselhart an Johann Nepomuk Hartmann, die jedoch der Sohn Xaver Hartmann umtrieb. Nächster Besitzer war seit 1861 Richard Mennet, Sohn des Posthalters Autbert Mennet. Er betrieb als Gastwirt auch einen Weinhandel. Zwischenzeitlich kam zum Anwesen noch eine Gartenwirtschaft dazu. Noch ehe der Narrenverein gegründet war, fanden hier 1857 und 1859 „Große Fastnachtsbälle“statt, aber auch der noch junge Narrenverein beendete 1869 hier am Fastnachtssamstag die Veranstaltungsreihe mit einem Ball. 1865 lud Oberamtsrichter Röcker zur Gründung des Musikvereins in den Rosengarten ein. Fast immer war der Rosengarten Ausgangspunkt für Umzüge aller Art. Die Vorschussbank hielt die Generalversammlung im Rosengarten ab und „Harmoniemusik“und Liederkranz veranstalteten 1876 hier die Cäcilienfeier.
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Seit den 1950er Jahren war der Rosengarten wöchentlicher Treffpunkt der Kolpingsfamilie. Dies kann nur auszugsweise wiedergeben, welche Bedeutung das Gasthaus für Vereinsveranstaltungen und Familienfeiern hatte, wenn „1865 wegen Königs Geburtstag sogar der Kegelabend verschoben wurde“.
Den Lesern der Serie „Gestern und Heute“ist der Chronist Andreas Mayser mit den Schilderungen seiner Freizeitgestaltung, wenn er nicht im königlichen Oberamt Dienst hatte, bestens bekannt. 1837 kehrte er sonntags gerne im Rosengarten ein. „Christenlehre, dann Vesper und hierauf Spaziergang mit Vicar in den Rosengarten“schreibt er zum Beispiel. Dort wurde auch gerne im Quartett gesungen: „Was nützen Scepter, Land und Krone“zitiert Mayser, doch das Lied ist heute selbst im Zentrum für Populäre Kultur und Musik an der Albertludwigs-universität völlig unbekannt. Wohl eher dachte Mayser an das Lied aus jener Zeit „Was nutzt mich nun mein Rosengärtchen, wenn andre drin spazieren geh‘n“? Denn er war verliebt in Waffenschmieds Tochter Nannette, auf die aber auch ein anderer „Absichten hatte“und dem sie durchaus „schöne Augen machte“. Doch Maysers Trost: „Nannette und ich unterhielten uns lange Zeit recht gut. Das Mädchen schmiegte sich so traulich an mich!“Das war im Rosengarten.
Auch Pauline Mißmahl, Tochter des Stadtschultheißen Mederle, erinnerte sich in ihrer Chronik an den Rosengarten. „Für mich war es als Kind immer ein besonderer Jubeltag, wenn wir mit dem Glaswagen nach Ehingen fuhren… In aller Frühe schon sprangen die größeren Brüder hinaus in den Rosengarten, zum Onkel Richard Mennet, um nachzusehen, ob die ‚Glas Chaise‘ ja zur rechten Zeit bereit ist.“
Kinofilm, 15.15 Uhr | Shang-chi and the Legend of the Ten Rings, 17.40, 20.30 Uhr | Wickie und die starken Männer Das magische Schwert, 15.25 Uhr Biberach
Traumpalast, 07351/ 13050, After Love, 18, 20.30 Uhr | Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, 17.15, 20 Uhr | Escape Room 2 - No Way Out, 20.15 Uhr | Free Guy, 20.30 Uhr | Hilfe, ich habe meine Freunde geschrumpft, 15.45, 18 Uhr | Kaiserschmarrndrama, 18, 19.45 Uhr | Killer's Bodyguard 2, 20.15 Uhr | Paw Patrol: Der Kinofilm, 15.45, 16.45 Uhr | Shang-chi and the Legend of the Ten Rings, 16.45, 19.30 Uhr | Wickie und die starken Männer Das magische Schwert, 15.45, 17.30 Uhr
Mengen
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Tatsächlich ist 1876 im Inventar des Richard Mennet die Kutsche aufgeführt: „3 Pferde, 5 Kühe, worunter 3 frischmelkig und 2 schwerträchtig, 1 Kalbin, 3 Kuhboschen, 2 Kälber, 1 Glaswagen, 2 gedeckte einspännige Chaisen, 1 neue ungedeckte einspännige Chaise, 2 eiserne Wagen, 1 großen hölzernen Wagen, 1 kleinen hölzernen Wagen, 1 ein- und zweispännigen Schlitten, 4 Chaisengeschirre, 3 Fuhrgeschirr, 1 Güllenfaß, 3 Pflüge, 2 hölzerne und 1 eiserne Egge, 1 Fruchtputzmühle, sämtliche Stall- und Scheuerrequisiten sowie Betten, Schreinwerk und verschiedenen Hausrat.“Für damalige Zeit der Fuhrpark eines Wohlhabenden.
Als Großereignis darf 1882 die Eröffnung des neuerbauten Saales mit Bühne unter „gütigster Betheiligung der verehrlichen Vereine Harmonie und Liederkranz“gewertet werden. Die örtliche Presse schwärmte von der „vorzüglichen Akustik des Saales“und den „gelungen vorgetragenen Piecen der beiden Vereine“und sogar der „Herr Bahnhofsverwalter hielt eine schwungvolle markige Rede“. 1919 hatte Anton Gulde, Sohn des verstorbenen Adlerwirts in Langenenslingen, den Rosengarten von Wilhelm Miller käuflich übernommen und 1957 an seinen Sohn Karl Gulde weitergegeben. Der Saal beherbergte einige Zeit ein Kino, dann den ersten Supermarkt Riedlingens. Guldes Tochter Gabriele führte mit ihrem Mann Peter Osvath das Speiserestaurant weiter, bis 2014 das gesamte Anwesen an Werner und Gudrun Blank verkauft und umgebaut wurde. Rückseitig im Garten kam ein Hotel dazu. So war der Rosengarten in seiner 178-jährigen Geschichte 95 Jahre im Besitz der Familien Gulde/osvath. Offen ist aber noch die Frage, warum Matthäus Werner 1836 seinem Lokal den Namen „Rosengarten“gab? Ein Stückchen Romantik jener Zeit schwingt mit, liest man die Schilderungen in den Chroniken. Und sie wird fortleben, wenn der „Rosengarten“am Samstag wieder öffnen wird.
„Was nutzt mich nun mein Rosengärtchen, wenn andre drin spazieren geh‘n?“
| Paw Patrol: Der Kinofilm, 17 Uhr | Shang-chi and the Legend of the Ten Rings, 17.45, 20.30 Uhr | The Forever Purge, 20.15 Uhr | Wickie und die starken Männer - Das magische Schwert, 17.30 Uhr
Riedlingen
Lichtspielhaus, 07371/ 9240322, Fabian oder der Gang vor die Hunde, 20 Uhr
Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt, Notruf 112
Polizei, Notruf 110
Bad Buchau Recyclingzentrum, Unterbachstr./ Franz-kessler-str., 15-17 Uhr Unlingen
Recyclingzentrum, Göffinger Str. 15, 13-17 Uhr