Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Eine Malerin bereichert die Kunstszene
- Lange Jahre hat die Ärztin Anca Jung zusammen mit ihrem Mann Wolfgang in Ertingen eine erfolgreiche Allgemeinpraxis geführt. Als Ausgleich zu ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit greift sie seit sechs Jahren zu Pinsel und Farbe, wobei Porträts zu ihren Lieblingsthemen gehören. Angesichts des bevorstehenden Ruhestands haben sich die beiden Ärzte ein Domizil in Bad Saulgau eingerichtet.
Anca Jung ist eine Frau, die ihre Berufung auf zwei Ebenen fand. Einmal ist sie mit Leib und Seele Ärztin. Zum andern besitzt sie eine künstlerische Ader, die sie erst vor sechs Jahren so richtig wahrgenommen hat. Das Bindeglied zwischen beiden ist ihr tiefes Gespür für Menschen. Geahnt hatte die gebürtige Rumänin wohl schon, dass sie das Künstlergen des Vaters geerbt haben könnte. Doch im Vordergrund stand zuerst ihr Medizinstudium mit der Fachrichtung Kinderärztin, das sie in Bukarest absolvierte. Um ihre Ausbildung abzuschließen, wechselte sie nach Deutschland. Hier sammelte sie in verschiedenen Kliniken Erfahrungen, bevor sie in die Praxis von Dr. Jung nach Ertingen wechselte.
Auch am neuen Standort hatte der Dienst am Menschen Vorrang vor Farbe und Leinwand. Mit der ihr eigenen Empathie, ihrer Fröhlichkeit und Zugewandtheit gewann sie schnell das Vertrauen der Patienten. In Ertingen traf sie den Bildhauer Gerold Jäggle, der ihre künstlerische Begabung erkannte und ihr, zusammen mit der Riedlinger Galeristin Ricki Scopes, wichtige Grundlagen für ihre künstlerische Entwicklung vermittelte. Jäggle war es auch, der ihr, die zuvor fast nur mit Bleistift und Kohle hantiert hatte, seinen Kasten voller Pastellkreiden vorbeibrachte, verbunden mit dem Auftrag, damit zu experimentieren. Die Scheu vor Acryl- und Ölfarben verlor sie durch entsprechende Kurse, für die sie ihre freie Zeit opferte. Inzwischen versteht sie es, den Porträts Leben einzuhauchen, in den Gesichtern den Charakter, das Wesen der Personen zu spiegeln, Gefühle sichtbar zu machen, Stimmungen einzufangen. Sie schafft dies, indem sie bemüht ist, sich im Vorfeld mit ihrem Modell auf einer emotionalen Ebene zu treffen. Das, sagt sie, gelinge am besten bei einer Tasse Kaffee. Nach Ausstellungen zwischen Donau, Bodensee und München zeigt Anca Jung, zusammen mit der abstrakten Malerin Dagmar Reiche, in Ravensburg einen Querschnitt durch ihr Schaffen.
Ab 3. September hängen Bilder der Künstlerinnen unter dem Titel „Mut zum Gefühl“in der Spitalhalle des Heilig Geist Spitals in Ravensburg, Bachstraße 57. Die kostenlose Ausstellung dauert bis zum 30. September. Eintritt von 7 Uhr bis 21 Uhr. Die Vernissage findet am 3. September, 19 Uhr statt.