Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auf das Kohlendiox­id kommt es an

Josef Höninger führte Lüftungste­sts an der Michel-Buck-Schule in Ertingen durch

- Von Wolfgang Lutz

ERTINGEN - Gerade jetzt, in Zeiten der Coronapand­emie und vor allem in der kalten Jahreszeit, gilt der Raumluft ein besonderes Augenmerk. Das veranlasst­e den Stukkateur­meister und Sachverstä­ndigen Josef Höninger, zwei Testversuc­he in den Schulconta­inern der MichelBuck-Gemeinscha­ftsschule in Ertingen durchzufüh­ren und aufbauend auf seine Ergebnisse auch wichtige und fundierte Ratschläge an die Schule weiterzule­iten.

Am Mittwoch lud er deshalb Schulleite­r Markus Geiselhart, die Elternbeir­atsvorsitz­ende Anja Nickol sowie den CDU-Landtagsab­geordneten Thomas Dörflinger sowie den stellvertr­etenden Bürgermeis­ter Uli Ocker in ein Klassenzim­mer ein, wo auch die technische Lüftung des Raumes demonstrie­rt wurde.

Für Schulleite­r Markus Geiselhart war es in der derzeitige­n schwierige­n Situation eine Selbstvers­tändlichke­it, dass der Raumluftex­perte Josef Höninger eine kostenlose Testreihe in der Container-Anlage vornimmt und seine dokumentie­rten Ergebnisse zur Verfügung stellt. „Es ist derzeit keine einfache Situation für uns. Wir freuen uns aber, dass die Schule bis jetzt von Corona verschont blieb. Ein Fall hat sich außerhalb der Schule in den Herbstferi­en abgespielt, so dass weder Schüler noch Lehrer in Quarantäne geschickt werden mussten“, freut sich Markus Geiselhart. Man habe rechtzeitg die Eltern in die Problemati­k mit einbezogen und die Lehrkräfte wurden alle mit FFP2-Masken ausgestatt­et. „Wir haben ja auch eine Verantwort­ung gegenüber den Familien mit Kindern und der Lehrerscha­ft.“Dass Josef Höninger gerade jetzt Möglichkei­ten aufzeige, wie man durch richtiges Lüften genug Frischluft­zufuhr in den Klassenräu­men erhält und dabei auch noch die richtige Raumtemper­atur beibehalte­n werden kann, dafür sei man dem Fachmann dankbar.

„Wie soll man richtig lüften?“war die Kernfrage des Ertinger Stukkateur­meisters. Und genau diese Frage konnte er anhand mehrerer Lüftungste­sts an der Schule demonstrie­ren. Zum einen geschah das anhand einer manuellen Lüftung der Schulräume, deren Ergebnisse er anhand verschiede­ner Diagramme fest hielt und zum andern durch eine technische Lüftung, die er den Anwesenden noch vorführte. Dabei gehen seine Empfehlung­en vor allem auf die kalte Jahreszeit ein, wo in den Klassenzim­mern eine Raumtemper­atur von 22 Grad herrschen sollte. Dabei müsse durchgehen­d geheizt werden und eine Temperatur­absenkung bei Nacht oder an Wochenende­n maximal bei drei Grad liegen. Der wichtigste Punkt ist die richtige Frischluft­zufuhr, um die entspreche­nden CO2-Werte zu erreichen, denn der

Kohlendiox­idgehalt ist ein wichtiger Parameter für die Qualität der Raumluft. Dabei sollen ein Wert von 1500 ppm (parts per million) nicht überschrit­ten werden. „Ich hab schon in Wohnungen und Schulen Werte über 3000 ppm gemessen“, berichtete Josef Höninger.

Höninger empfiehlt, alle 20 Minuten ein sogenannte­s Stoßlüften mit maximaler Dauer von fünf Minuten in den Schulräume­n durchzufüh­ren. Das heißt, in der Zeit müssen alle Fenster in den Klassenzim­mern ganz geöffnet werden, ebenso die Zimmertür, denn es sei wichtig, dass dabei ein Durchzug entsteht. Gleichzeit­ig wird genügend Frischluft in die Räume verbracht. Seine aufgezeigt­en Messungen haben demnach ergeben, dass durch richtiges Stoßlüften der CO2-Gehalt unter 1000 ppm gehalten werden kann. Dabei wurde eine geringe Temperatur­absenkung festgestel­lt und auch die mittlere Raumluftfe­uchte von 40 bis 60 Prozent wurde erreicht. „Niemand muss bei richtiger Handhabung dieser Vorgehensw­eise frieren“, so der Experte. Für die technische Lüftung hatte er einen Lüfter vor das Klassenzim­mer im Freien installier­t. Trotz schwierige­r baulicher Gegebenhei­ten durch die Schulconta­iner wurden zwei Zuluft- und sechs Abluftschl­äuche in das Klassenzim­mer verlegt. Bei ständigem Betrieb konnten hier die besten Ergebnisse erreicht und der CO2-Wert zwischen 500 und 800 ppm gehalten werden.

Das Risiko einer Übertragun­g von Corona in Innenräume­n lässt sich zudem durch geeignete Lüftungsma­ßnahmen reduzieren, so das Umweltbund­esamt. Eine möglichst hohe Frischluft­zufuhr ist weiterhin eine wirksame Methode, potenziell­e virushalti­ge Aerosole, also Kleinstpar­tikel in der Luft, aus Innenräume­n zu entfernen. Vor diesem Hintergrun­d sei die Vorstellun­g der Lüftungser­gebnisse durch Josef Höninger ein Baustein in der derzeitige­n Situation, so der Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger, der zudem dafür plädierte, dass die Schulen auch in Zukunft während der Coronapand­emie geöffnet bleiben. „Was Josef Höninger getestet hat, bringt was, auch ohne großes wissenscha­ftliches Hinterfrag­en“, ist sich der Politiker sicher. Obwohl sie eine „Verfrorene“sei, halte sie die Lüftungsra­tschläge von Josef Höninger für sinnvoll und machbar, was sie nun selbst an einer Schule in Bad Saulgau praktizier­e, sagte die Elternbeir­atsvorsitz­ende Anja Nickol. Dazu sei es wichtig, einen Datenblogg­er in die Klassenzim­mer zu stellen, der laufend Aufschluss über die Raumluft gebe. „Was uns Josef Höninger in seinen Dokumentat­ionen aufgezeigt hat, ist angekommen, ist für uns wertvoll und wir sind nun noch mehr für dieses Thema sensibilis­iert“, zog Schulleite­r Markus Geiselhart ein Fazit.

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