Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gott zum Gruße, altes Amerika!
Menschen, denen die Ungnade der relativ frühen Geburt zugemutet wurde, wissen es noch: Man hatte das Alter pflichtschuldigst zu ehren und zu achten, immer! Und zwar ohne Ansehen der Person, die da an Jahren gereift dem Jungspund begegnete. Auch wichtig: Natürlich hatte der Jüngere beim Zusammentreffen stets zuerst zu grüßen und es im Zweifel hinzunehmen, wenn der Ältere nur Unverständliches als Antwort hervorraunzte oder den Gruß gar ganz verweigerte. Merkwürdigerweise unterlag die Würdigung des Alters keinerlei weiterer Qualifikationen. Betagt zu sein genügte, um Respekt einfordern zu können, während man als junger Mensch selbigen oft vermisste.
Im Augenblick genießt das fortgeschrittene Alter ein Comeback in der öffentlichen Wahrnehmung. Das liegt einerseits am neuen US-Präsidenten, der mit 77 Jahren noch deutlich älter ist als der alte US-Präsident, der drei Jahre jünger ist als der neue. Ob Donald Trump jüngere Passanten aus Höflichkeit gegrüßt haben mag, als er selbst noch wie Fußvolk durch die Straßen New Yorks stolzierte, erscheint unwahrscheinlich. Während wir uns bei Joe Biden sehr gut vorstellen können, dass er stets mit ausgesuchter Höflichkeit alles gegrüßt hat, was nicht bei drei auf den Bäumen war.
Das Beispiel Joe Bidens wirft naturgemäß die Frage auf, warum ein Herr von solcher Betagtheit nicht den Ruhestand anstelle des Führens eines Landes mit derart ungezogener weil gespaltener Bevölkerung vorzieht. Vermutlich tut er es aus Höflichkeit. Übrigens: Schönen Gruß nach Washington! (nyf )