Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Hilfe in besonderen Lebenslagen
Anfänge des „Netzwerks miteinander“in Binzwangen gehen auf 1910 zurück
BINZWANGEN - „Engagement für und mit Menschen in Binzwangen“hat sich das „Netzwerk miteinander“in Binzwangen auf die Fahne geschrieben. Seit dem Jahr 2011 leistet diese soziale Einrichtung, die durchweg auf das Ehrenamt fußt, wichtige Hilfe im Alltag, die das Sozialsystem allein gar nicht stemmen kann. Das „Netzwerk Miteinander“geht aus dem ehemaligen Krankenpflegeverein hervor, den es ab dem Jahr 1910 in der Gemeinde gab. Im nächsten Jahr, so Vorsitzender Wolfgang Gaber, könne man daher ein kleines Jubiläum feiern.
In früheren Zeiten war es an der Tagesordnung, dass in den kleineren Gemeinden ein Krankenpflegeverein bestand. Gegen einen geringen Jahresobulus konnte man die Dienste dieser Einrichtung in Anspruch nehmen. In Binzwangen spielte sich dabei alles im Kindergartengebäude ab, wo eine Krankenstation eingerichtet war. Eine Ordensschwester kümmerte sich um den Kindergartenbetrieb und die andere war als „Krankenschwester“tätig. Kleinere Wehwehchen wurden sofort behandelt, und wer ein Pflaster brauchte oder einen Verband, war bei der Krankenschwester an der richtigen Stelle.
Neben dieser Krankenpflege bestand auch noch eine Nachbarschaftshilfe, gewissermaßen Vorläufer des heutigen Netzwerks. Nachdem die Auflösung des Vereins mangels Mitglieder im Jahr 2006 zurückgestellt wurde, nahm das Ganze im Jahr 2007 wieder einen Aufschwung. Pfarrer Dr. Peter Häring, so Ortsvorsteher Wolfgang Gaber, habe eine Satzung entworfen, neue Ziele vorgegeben und war als Vorstandsmitglied in die Nachbarschaftshilfe involviert, die ab diesem Zeitpunkt konfessionsunabhängig geführt wurde. Im Jahr 2010 wurde dann das „Netzwerk miteinander Binzwangen“ins Leben gerufen, dem sich alle Mitglieder aus der Nachbarschaftshilfe anschlossen.
Der Grundgedanke dabei, so der Vorsitzende Wolfgang Gaber, sei es gewesen, gemeinsam zukunftsträchtige Strukturen zu entwickeln, Erhaltenswertes beizubehalten, weiterzuentwickeln und sich vor allem neu zu vernetzen. Oberstes Ziel war, in allen Lebenslagen zu helfen. So hat sich das Angebot beim Netzwerk bis heute stetig weiterentwickelt. Ob für Familien, für jung und alt und vor allem für Menschen in besonderen Lebenslagen und zur Unterstützung pflegender Angehöriger bietet das Netzwerk ebenso Hilfe an. Das Netzwerk selbst steht hier in der Vermittlerrolle. Wenn jemand Hilfe braucht, zum Beispiel Fahrdienste, Betreuung rund ums Kind oder auch eine Urlaubsvertretung, kann man sich beim Servicebüro der Ortsverwaltung unter Telefon 07371/954900 oder bei Einsatzleiterin Hildegard Reck-Zuchotzki unter Telefon 07371/961048 melden. „Es wird dann nach Personen gesucht, die hier gegen eine geringe Aufwandsentschädigung einspringen“, so Uschi Failenschmidt-Dilse.
Damit Menschen miteinander ins Gespräch kommen können, bietet das Netzwerk zudem ein mannigfaches Angebot an. Zum Beispiel die Frauenwerkstatt oder der Binokelstammtisch stehen für alle offen, ohne Mitglied im Verein zu sein, so Christine Hinderhofer von der Vorstandschaft. Zweimal im Jahr biete man zusätzlich ein „Begegnungscafé“an, ebenso gehöre das Fasnetsfrühstück zur festen Einrichtung. Seit vorigem Jahr werden auch Sprachkurse für ausländische Mitbürger angeboten, steht die offene Bücherei im Rathaus jedermann zur Verfügung und auch das Ferien-Sommerprogramm wird vom Netzwerk initiiert. „Wir sind ein Verein für die Allgemeinheit“, so Ortsvorsteher Gaber.
Strukturen mit Bestand
Für ihn gelte es zudem, dem demografischen Wandel Rechnung zu tragen und Strukturen zu schaffen, die auf Jahrzehnte Bestand haben sollen. Dazu gehöre auch die Beziehungspflege unter den Vereinen, wobei das Netzwerk für jung und alt wertvolle Hilfe leisten könne. Dies vor allem auch, wenn man sehe, wie das Ehrenamt an Einfluss verliere. Hier müsse über die Bündelung von Synergien geredet werden. „Vielleicht ist es einmal möglich, dass ein Schriftführer für mehrere Vereine tätig ist“, war eine Anregung von ihm. „Wir wollen die Leute unter die Leute bringen“, sei ein weiteres ganz großes Anliegen des Vereins. Als Beispiele nannte er das gemeinsame Mittagessen von alleinstehenden Personen, die Tagesbetreuung, um pflegende Angehörige für ein paar Stunden zu entlasten. Hier müsse man sich noch um geeignete Räumlichkeiten bemühen. „Wir können noch auf den Familienverbund zurückgreifen, in der nächsten Generation wird es dabei wohl anders aussehen“, so Gaber. Aber auch in Sachen Mobilität müsse man sich Gedanken machen. „Was spricht dagegen, dass ein Auto zum Beispiel von mehreren Hausfrauen genützt wird?“, stellt er in den Raum. Daher sei es wichtig, den Menschen zu vermitteln, dass man gemeinsam mehr erreichen kann und das „vernetzt“im Netzwerk Binzwangen. Die Vorstandschaft würde sich über weitere Mitglieder im Verein freuen.
Freuen würde sich der Verein über weitere Helferinnen und Helfer, ob jung oder alt, die bereit sind, etwas Sinnvolles in ihrer Freizeit für die Gesellschaft zu tun und das in der Gemeinde. Wenn nötig, werden sie vom Netzwerk gefördert und einer zertifizierten Fortbildung zugeführt. Gerade rüstige Rentner hätten laut Aussage der Vorstandschaft hier ein ideales Betätigungsfeld, ganz nach ihren Möglichkeiten und Qualifikation, so Vorsitzender Wolfgang Gaber.