Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein Werbeverbot ist richtig
Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 125 000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Insgesamt rauchen rund 28 Prozent aller Bürger regelmäßig Tabak. Der Anteil ist viel höher als in anderen europäischen Ländern. Die Gründe, den Verkauf und den Genuss von Tabak einzuschränken, liegen also auf der Hand. Der Bundestag will erneut darüber beraten, ob Werbung für Tabak und E-Zigaretten in Kinos und auf Plakaten ganz untersagt wird. In Unionsfraktionschef Volker Kauder kommt jetzt auch ein früherer Gegner eines solchen Verbots ins Grübeln und ist offen für eine Debatte.
Damit läuft die Zeit nun gegen die Zigarette – und damit auch gegen Zigarettenwerbung. Das gilt nicht nur für konventionelle Kippen, Zigarren und Selbstgedrehte, sondern auch für die elektrischen Rauchprodukte. Obwohl diese möglicherweise weniger Schadstoffe freisetzen und den menschlichen Körper weniger schädigen als die alten Glimmstängel.
Kritiker werden den Furor gegen Reklame für Camel, Marlboro und Co. zwiespältig beurteilen. Wird nicht auch Alkohol massenhaft und legal verkauft – und überall beworben? Auch bei dieser Droge treten Gesundheitsschäden auf. Oder Autos: Sie sind nützlich, verpesten aber die Luft. Tausende Tote gehen jedes Jahr auf das Konto von Abgas ausstoßenden Fahrzeugen. Eine Forderung gegen Autowerbung gibt es aber nicht.
Die Sache bei Tabak und E-Zigaretten verhält sich dennoch anders. Die durch die Art des Konsums verursachten Schäden sind so eindeutig und gigantisch teuer für die Gesellschaft, dass die Abwägung von Vorund Nachteilen sehr negativ ausfällt. Politische Mehrheiten in vielen Staaten, darunter den meisten europäischen, haben sich deshalb entschieden, den Konsum von und die Werbung für Tabak zurückzudrängen.
Das ärgert die Industrie. Es kostet sie Geld. Möglicherweise bedroht es ihre Existenz. Aber das ist der Preis für eine Politik zum Wohl der Gesundheit von Bürgern. Die individuelle Freiheit der Leute, die rauchen möchten, beschränkt das allerdings nicht. Kippen und E-Zigaretten kann man ja weiter kaufen. Noch.