Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Angstfrei
Nach fünf Jahren Asyl in Russland hat Edward Snowden keine Angst vor seinen Gastgebern. Mit scharfer Zunge teilt der USWhistleblower aus gegen Präsident Wladimir Putin und dessen Führung. „Die russische Regierung ist in vielerlei Hinsicht korrupt“, sagte der frühere USGeheimdienstmitarbeiter Ende Juni der „Süddeutschen Zeitung“. Damals stand Putin gerade als Gastgeber der Fußball-WM im Rampenlicht, an deren Glanz nichts kratzen sollte. Snowden fuhr die Krallen aus: „Die Russen sind warmherzig, sie sind klug. Ihre Regierung ist das Problem, nicht das Volk.“
Fünf Jahre ist es her, dass der damals von den USA meistgesuchte Mensch nach einer Hollywood-reifen Flucht Asyl in Russland bekam. 2013 hatte Snowden Journalisten im großen Stil vertrauliche Dokumente über massive Abhörpraktiken des US-Geheimdienstes NSA und anderer Dienste zugespielt. Seine Enthüllungen wirken bis heute nach. Streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit lebt Snowden in Russland.
In den USA wird Snowden per Haftbefehl gesucht. Im Falle einer Rückkehr würde er in drei Punkten angeklagt, davon in zwei Punkten auf Grundlage des Spionage-Gesetzes. Sowohl Präsident Donald Trump als auch der ExCIA-Chef und jetzige Außenminister Mike Pompeo favorisieren die Todesstrafe. Als Präsident habe Trump aber kein Verlangen gezeigt, Putin wegen Snowden zu konfrontieren, schreibt das Nachrichtenmagazin „Politico“. Dieser sei von Trumps Aufgabenliste praktisch verschwunden. Das Thema Snowden spielt in der US-Öffentlichkeit keine Rolle, und Trumps Basis probt wegen Snowden keinen Aufstand. Snowden äußert sich auch zu Trump ohne Angst: „Ehrlich gesagt, jeder, der Trump drei Minuten lang zuhört, weiß, dass er eine Abrissbirne ist.“(dpa)