Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Musikverein Binzwangen pflegt weiten Horizont
Gemeinschafts-Vororchester eröffnet mit Können das Konzert
BINZWANGEN - Vom Sonnenaufgang über die Weiten von Oregon und der Puszta bis hin zur Seeschlacht von Maracaibo und der Petticoat-Musik gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts reichte der musikalische Horizont, unter dem der Musikverein Binzwangen zum Jahreskonzert eingeladen hatte. Doch auch vom Gemeinschaftsvororchester erlebten die Zuhörer eine beachtliche Klangfülle.
Das Thema aus „Also sprach Zarathustra“von Richard Strauß in einem speziellen Arrangement für Jugendkapellen eignet sich gut, um Nachwuchskräfte in die Welt anspruchsvoller Blasmusik einzuführen. Jürgen Märkle hat mit den 26 Talenten aus Ertingen, Erisdorf und Binzwangen einen homogenen Klangkörper geschaffen, der auch im Wechsel von Moll zu Dur mit klaren Akkorden und sauberer Melodie einen beachtenswerten Auftakt zum Konzert der Stammkapelle gestaltete.
Das „Break-up“im Sinne von „Aufbruch“kommt durch die Verbindung von erfrischender Melodie und klarem Rhythmus jugendlichen Musikern entgegen. In sauberem Wechsel der vorgegebenen Komponenten zeigte die spielfreudige Schar ihr Können und die Freude am gemeinsamen Musizieren, was durch die vielen Zuhörer in der Binsenberghalle zusammen mit Vertretern von Kirche, Kommune und Blasmusikverband mit viel Beifall honoriert wurde.
Mit dem imposanten Klanggemälde „Beyond the Horizont“von Rossano Galante eröffnete Musikdirektor Hubert Vogel mit dem Musikverein Binzwangen sein Jahreskonzert. Melodisch aufleuchtende Sequenzen über dezenter Bassbegleitung interpretierten den Titel in musikalischer Weise als strahlenden Sonnenaufgang.
Daran schloss sich ein beeindruckendes Landschaftsgemälde des Staates Orgeon an von Jacob de Haan. Effektvoll wurde die Registervielfalt der Kapelle eingesetzt, um den Zuhörer zum erholsamen Wandern und einer flotten Zugfahrt einzuladen. Exakter Rhythmuswechsel und variierende Klangfarben bis zum präzise agierenden Marimbafon erhöhten den Reiz des Zuhörens.
Dies gilt auch für die vier Sätze der Suite „Puszta“von Jan van der Roost. Jeder Satz erhielt seinen eigenen Charakter. Sowohl angenehm in der Melodie als auch anfeuernd im Rhythmus gelang den Musikern eine variantenreiche Interpretation. Können und Spielfreude vom Piccolo bis zur Tuba zeigten die musikalische Bandbreite der Kapelle. Und immer wieder der typisch ungarische Rhythmus, der in die Beine ging als Gegenpol zu verspielten Passagen vor allem der Holzbläser. Rassiges, durch Synkopen erschwertes Musizieren in flottem Tempo vereinten sich mit vielen Solis in heiterem Tanzstil zu einem variantenreichen Spiegelbild der Puszta-Seele.
Mit dem Titel „The Legend of Maracaibo“erinnert Jose Alberto Pina an eine berühmte Seeschlacht mit Spaniens Armada-Flotte im 17. Jahrhundert. Zu prägnantem Rhythmus der Schlagzeugcrew bieten Solis verschiedener Register eindrucksvolle, oft fast bizarre Klangkonstellationen. Im Sinne der aufkommenden Seeschlacht gewinnen Themen an Intensität, während getragene Perioden mit Unheil und Weh verbunden werden können. Ein anspruchsvolles Werk voll beeindruckender Interpretation.
Die Petticoat-Musik, wie Moderatorin Sonja Pfeil mit vielen Hintergrundinformationen feststellte, prägte nicht nur das 1972 uraufgefüherte Musical „Grease“. Sie stand für eine ganze Epoche und gehörte mit ihrer gern gehörten Melodik zur Highscoolszene weit über New York hinaus. Der Musikverein Binzwangen zeigte damit ein ganz anderes Gesicht seines musikalischen Könnens, das nicht nnur wegen eines melodiösen Saxofon-Solos beim Publikum bestens ankam. Melodie und Rhythmus gingen auch im klangvollen Tutti der Kapelle eine in sich stimmige Partnerschaft ein.
Mit dem ebenfalls modernen Medley „Let me entertain you“in Erinnerung an Robbie Williams in einem Arrangement von Don Campbell rundeten Binzwangens Musiker ihre in allen Bereichen gut aufgenommene Präsentation auf beachtenswertem Niveau ab, von den Zuhörern mit viel Applaus gewürdigt.